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Versuche mit Affen an der Bremer Uni

■ Biologie-Fachbereich berief Neurobiologen, der seine Experimente an Primaten fortsetzen will

Am kommenden Mittwoch hat der Akademische Senat an der Bremer Uni ein delikates Thema auf der Tagesordnung: Der Rektor soll über die Berufung des Frankfurter Biologen Dr. Andreas Kurt Kreiter auf eine C4-Stelle berichten, den der Fachbereich Biologie im vergangenen Jahr auf Platz 1 der Berufungsliste für eine C4-Stelle gesetzt hatte. In dem Berufungsbericht, der damals dem Akademischen Senat vorgelegt wurde, geht es streng neurobiologisch zu, der Lehrstuhl soll den Titel tragen: „Theoretische Biologie mit dem Schwerpunkt Neurobiologie“.

Ganz so theretisch ist die Sache allerdings nicht. Denn bevor Kreiter seinen Ruf annimmt, will er wissen, ob er auch seine Forschungen in Bremen fortsetzen kann: Versuche mit Primaten ist das Spezialgebiet des Wissenschaftlers, der erst 1992 seine Doktorarbeit abschloß. Gerade wegen seiner Experimente mit den indischen Makaken-Affen hat er unter den Neurologen einen derart guten Ruf, daß für die Bremer Berufungskommission eine Habilitation verzichtbar war.

Versuche mit Menschenaffen sind aber bundesweit heftig umstritten. Anfang Mai wird die „Ethikkommission“sich mit dem Fall beschäftigen, die bei der Genehmigung von Tierversuchen beratend gehört werden muß. In dieser Kommission ist Prof. Rohr vertreten, ein Wissenschaftler der Uni, der ähnliche Fragestellungen wie Keitler bearbeitet, allerdings an Salamandern, und der sich für Kreiters Berufung am Fachbereich stark gemacht hatte. Mitglied der Ethik-Kommission ist aber auch Wolfgang Apel, Bundesvorsitzender des Tierschutzbundes. Der will „mit allen Mitteln“die Genehmigung für die Affen-Versuche an der Bremer Uni verhindern. An der Universität gibt es sogar einen Beschluß, der Versuche mit Hunden und Katzen untersagt, argumentiert Apel. Dies müsse erst recht für Menschenaffen gelten.

Da es sich bei Kreiters Experimenten um Grundlagenforschung handelt, ist über den unmittelbaren Nutzen schwer zu streiten. Im Prinzip geht es darum, über ins Gehirn eingepflanzte Sonden zu ermitteln, wie Reaktionen des Affen auf visuelle Reize über die Nervenbahnen „transportiert“werden. In der Versuchsanordnung wird dem Affen dafür die flüssige Nahrung über Stunden verweigert. Nur wenn das Versuchstier auf bestimmte optische Signale „richtig“reagiert und die Taste drückt, bekommt es zu trinken. Eine Versuchsreihe muß wochenlang vorbereitet werden, damit das Tier nicht panisch auf die Zwangsjacke des „Primatenstuhls“reagiert, der eigentliche Versuch dauert dann mehrere Tage, wobei „meist nach drei und sechs Stunden“die Daten erfaßt waren. Die Experimente dauern so lange, weil „nach Beendigung der Datenaufnahme für einen Ableitort .. die Elektroden weiter vorgeschoben“werden, bis eine weitere aktivierbare Nervenzelle getroffen wird.

Damit das Versuchstier die Sonden nicht herausreißt und überhaupt stundenlang auf den Bildschirm glotzt, muß er in einem „Primatenstuhl“vor dem Bildschirm festgesetzt werden. „Die nach vorne abgewinkelte Oberfläche dieses Stuhls trägt eine halbkreisförmig angeschnittene, verschiebbare Platte, mit der die Öffnung für den Kopf so eingestellt werden konnte, daß der Affe sich frei zu bewegen, den Kopf aber nicht mehr nach unten durch die Öffnung wegzuziehen vermochte“, beschreibt Kreiter in seiner Dissertation die Versuchsanordnung. Etwa ein Jahr dauerte die Experimentierphase, dann wurde der eine der beiden Versuchstiere Kreiters „getötet, perfundiert und das Gehirn histologisch aufgearbeitet“. Das zweite Versuchstier wurde nicht getötet, da es „am Ende der in dieser Arbeit beschriebenen Versuche gesund war, und die Möglichkeiten weiterer Ableitungen noch nicht ausgeschöpft waren“, schreibt Kreiter.

Gegen derartige Tierversuche wehren sich die Tierschützer grundsätzlich: Die Versuchsbedingungen seien für die Tiere, die sich in der Natur frei zu bewegen gewohnt sind, sehr grausam. Die Experimente seien nicht durch den Zweck der Forschungen zu rechtfertigen, sondern dienten vor allem dem Ehrgeiz junger Wissenschaftler. K.W.

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