„Wir können auch noch anders“

■ Streik bei Kaufhof und Horten / Langwieriger Tarifstreit erwartet Von Kai von Appen

Die Pforten von Kaufhof und Horten standen den Konsumwilligen zwar offen, verkauft allerdings wurde nur durch eine Notbesetzung. Lediglich die Abteilungsleiter standen gestern an Kassen und Tresen der beiden Warenhäuser in der Mönckebergstraße, und auch da nur im Erdgeschoß. Über Lautsprecher wurden die – wenigen – Kunden um Nachsicht gebeten: „Wir bemühen uns mit einer kleinen Mannschaft, trotzdem ihre Wünsche zu erfüllen, eventuelle Pannen bitten wir zu entschuldigen.“

Im Tarifkonflikt des Einzelhandels waren gestern rund 300 VerkäuferInnen von Kaufhof und Horten dem Aufruf der Gewerkschaften Handel, Banken und Versicherungen (HBV) und Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) gefolgt, für einen Tag die Arbeit niederzulegen. Die HBV bestreikte überdies Real-Kauf in Lurup, das Edeka-Hanse-Center in Eidelstedt sowie drei weitere Real-Kauf-Filialen in Schleswig-Holstein – all diese Häuser gehören zum sogenannten „Metro-Konzern“.

Mit dem Ausstand wollten die Gewerkschaften nochmals Druck ausüben, um die Hamburger Einzelhändler endlich wieder an den Verhandlungstisch und zu einem Abschluß zu zwingen. Die Unternehmer waren nämlich schon bei der letzten Pokerrunde im Grundsatz dazu bereit gewesen, einen Festgeldbetrag in Höhe von durchschnittlich 3,8 Prozent zu akzeptieren, mußten die Verhandlungen aber auf Direktive der Kölner Zentrale abbrechen.

Jetzt richten sich die Gewerkschaften auf eine längere Auseinandersetzung ein. Denn Hoffnungen, in Rheinland-Pfalz zu einem Pilotabschluß zu kommen, sind in der Nacht zu gestern zunichte gemacht worden. Bei einem Angebot von nur 3,3 Prozent waren die Verhandlungen ohne weiteren Termin abgebrochen worden.

Vor den Streikenden nannte HBV-Sekretär Ulli Meinecke das Verhalten der Einzelhändler eine „gefährliche Situation“. Meinecke: „Die Unternehnmer wollen es anscheinend in diesem Jahr wissen und prüfen, wie lang unser Atem ist.“ Meinecke machte deutlich, daß die Gewerkschaften – auch nach dem erfolgreichen Streik beim Otto-Versand – in der Lage sind, noch eine härtere Gangart einzuschlagen. Denn nach Karstadt Mö, dem Alsterhaus und nun Kaufhof und Horten hätten in dieser Tarifrunde die VerkäuferInnen aller City-Kaufhäuser ihre Kampfbereitschaft gezeigt. Meinecke bedeutsam: „Wir können auch alle Häuser gemeinsam zum Streik aufrufen – und vielleicht dann nicht nur für einen Tag.“ Kai von Appen