: Krista, Kampf und Kungelei
Viele Überraschungen auf der GAL-MV: Nach einer satten Mehrheit für Krista Sager begann das aufgeregte Flügelschlagen ■ Von Sven-Michael Veit
Um Viertel nach zwölf am Samstag schien bereits alles klar: Mit dem überraschend deutlichen Stimmenverhältnis von 219 zu 123 hatte Krista Sager die Kampfabstimmung um den Spitzenplatz der GAL für die Bürgerschaftswahl im September gegen Anna Bruns für sich entschieden (siehe Bericht Seite 4). Dem Ausmaß des Jubels bei den Realos entsprach die Versteinerung auf den Gesichtern der Linken. Mit einer so satten Mehrheit von mehr als 63 Prozent, und das bereits im 1. Wahlgang, hatte niemand der etwa 350 GALier auf der Mitglieder-Versammlung (MV) im Gymnasium St. Pauli gerechnet.
Vor allem nicht die unterlegene linke Kandidatin Anna Bruns: „Ich hätte lieber eine stärkere Minderheit im Rücken gehabt“, bekannte sie, als sie wieder den Saal betrat. Zuvor war sie hinter verschlossenen Türen von GAL-Linken getröstet worden. So derbe schien die Niederlage, daß sie nur mit „vielen guten Worten und etwas sanftem Druck“, so ein Bruns-Freund, zum Weitermachen überredet werden konnte. Die MV lohnte es ihr mit dem besten aller Einzelergebnisse: 283 GALierInnen meinten, daß die stellvertretende Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft auch eine hervorragende Nummer 2 auf der Landesliste sei.
Nachdem die unabhängige Newcomerin Christa Goetsch Platz 3 sowie Sager-Intimus und Fraktionschef Willfried Maier den 4. Platz jeweils gegen KandidatInnen des linken Flügels erobert hatten, liefen erste Gerüchte vom „Durchzocken der Realos“durch die Schulaula – weit gefehlt. Einen Persilschein für den realpolitischen Marsch auf die rotgrünen Regierungsbänke wollte die Basis keineswegs ausstellen.
Mit sicherem Gespür für innerparteiliche Befindlichkeiten wurden nacheinander sieben unabhängige oder linke KandidatInnen durchgestimmt. Der Realo-Flügel, aus seiner Selbstzufriedenheit aufgeschreckt, nahm am späten Nachmittag eine halbstündige „Auszeit“für interne Beratungen.
Danach begann das, was sich bis Sonntag abend mehrfach wiederholen sollte – das Kungeln zwischen links und rechts, um doch noch irgendwie das hinzubiegen, was GAL-Promis beider Lager wenige Tage zuvor als gemeinsames Ziel der Versammlung definiert hatten: „Kein Eklat“, sondern eine „pluralistische Liste“. (siehe rechts).
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen