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„Er ist natürlich unschuldig, aber...“

■ Obwohl im Todesfall Maria Grevesmühl entlastet, soll Vasile D. die Musikhochschule verlassen

„Fachbereich Musik, Professorin Maria Grevesmühl, Raum 103“steht auf dem schmucklosen Plastikschild, das neben der graugestrichenen Tür im ersten Stock der Musikhochschule hängt. Der Stundenplan klebt noch immer auf der Tür des verwaisten Arbeitszimmers. Dienstags hätte Maria Gre-vesmühl ab 10 Uhr Violine unterrichtet. Doch noch ist kein Nachfolger für die Musikprofessorin gefunden – die ProfessorInnen und StudentInnen haben „den Schock über den Tod“von Maria Grevesmühl „noch nicht überwunden“, sagt Fachbereichssprecher Manfred Cordes.

Grevesmühl war am 28. Oktober des vergangenen Jahres auf dem Bahnhof in Bremen-Schönebeck überfallen und getötet worden. Der Täter hatte sie die Treppe hinuntergestoßen und ihre Stradivari (geschätzter Wert: rund zwei Millionen Mark) geraubt. Drei Tage später wurde ihr Lieblingsschüler, der Rumäne Vasile D., festgenommen. Der geständige Täter, sein Landsmann Marin B., hatte den 21jährigen Studenten beschuldigt, ihn angestiftet zu haben.

Eine Version, die das Landgericht für „wenig glaubhaft“hielt und den Haftbefehl gegen Vasile D. aufhob. Trotzdem soll der Student, der seine Unschuld stets beteuert hat, die Musikhochschule verlassen – einige Professoren glauben ihm nicht. Fachbereichs-sprecher Cordes hat ihm nahegelegt, die Hochschule zu wechseln und in Detmold weiter zu studieren. „Er ist natürlich unschuldig“, betont Cordes. „Aber, es gibt Ressentiments im Kollegenkreis, und gegen die gibt es keine Gesetze und Verordnungen.“Selbstverständlich habe Vasile D. „das Recht zu bleiben.“„Aber ich kann den gordischen Knoten nicht von oben durchschlagen“, zuckt Cordes mit den Achseln. Er habe deshalb versucht, dem Stundenten „vor Augen zu führen, mit was er hier zu kämpfen“habe. „Ein unglaublicher Vorgang“, empört sich der Galerist Chris Steinbrecher, der sich für den jungen Geiger engagiert. „Die Vorverurteilung wird nahtlos fortgesetzt. Vasile wird aufgefordert, seine Unschuld zu beweisen. Das widerspricht der gängigen Rechtsauffassung.“

„Das hat mit Vorverurteilung nichts zu tun“, verteidigt sich ein Professor, der namentlich nicht genannt werden will (jeder, der was zu diesem Fall sagt, kriegt Schwierigkeiten). „Wenn er unschuldig ist, muß er natürlich weiter studieren können. Aber die Wunden sind noch zu frisch. Wenn Vasile sensibel wäre, würde er wenigstens ein Semester wegbleiben.“

„Er wäre gut beraten, wenn er ganz weggehen würde“, schlagt einer seiner Kollegen in die gleiche Kerbe. „Es wird immer ein Bodensatz bleiben und den kann man nicht wegdiskutieren. Außerdem konnte der Täter die Einzelheiten nur von D. wissen.“

Das Landgericht kam seinerzeit zu einem anderen Schluß: „Der Besitz dieser Geige war an der Hochschule weithin bekannt“, heißt es in dem Beschluß. Auch die übrigen Details, wie zum Beispiel die Gewohnheiten von Maria Grevesmühl könnte Marin B. „durch eine dritte Person“erfahren haben. Außerdem seien die Aussagen B.'s „teils für sich allein schon oder aufgrund des Ergebnisses der Ermittlungen in vielen Einzelheiten wenig glaubhaft.“Den Musiker beeindruckt das nicht. „Es ist ja auch merkwürdig, daß die beiden Landsmänner sind.“

„Also natürlich muß er als unschuldig gelten. Rein juristisch, meine ich“, findet auch ein anderer Musikprofessor. „Aber, es läßt sich nicht wegdiskutieren, daß er ja was mit der Sache zu tun hatte. Und daß wird immer in den Köpfen der Leute drin bleiben. Das kann er nicht vergessen machen. Auch für ihn selber wäre es besser, wenn er gehen würde.“Über die Äußerungen ihrer Kollegen kann Birgid von Rohden nur den Kopf schütteln. „Ich glaube fest, daß Vasile unschuldig ist“, sagt die Professorin. „Und nach dem bisherigen Stand der Dinge, hat er auch als solcher zu gelten. Natürlich muß er weiter in Bremen studieren. Schließlich hat er hier seine Wurzeln geschlagen. Und wir müssen alles dafür tun, um ihm zu helfen.“

Vasile D. selbst will sich nicht äußern. Das Gespräch mit dem Fachbereichssprecher hat ihm „zu denken gegeben“. „Ich weiß nicht, wieoft ich noch sagen soll, daß ich unschuldig bin.“ kes

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