: Steine auf deutsche Botschaft
■ Irans Polizei verhindert Sturm auf Diplomatensitz. Rafsandschani warnt Bonn vor einer „zionistischen Falle“
Teheran (dpa/rtr) – Rund 1.000 Polizisten mußte die iranische Staatsführung gestern aufbieten, um einen Sturm radikaler Studenten auf die deutsche Botschaft in Teheran zu verhindern. Etwa 400 Demonstranten versuchten, auf das Botschaftsgelände vorzudringen und dort die deutsche Flagge herunterzuholen. Sie bewarfen das Gebäude mit Steinen und skandierten Sprüche wie: „Tod dem zionistischen Deutschland“.
Zuvor hatten die Demonstranten – angeblich Mitglieder der Islamischen Gesellschaft der Teheraner Universität – angekündigt, sie wollten die deutsche Vertretung besetzen und damit die „Beleidigung unserer Heiligkeiten und Führer heimzahlen“. Gemeint war die Urteilsbegründung im Berliner „Mykonos“-Prozeß, in der Irans Präsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani und der religiöse Führer Ali Chamenei als Auftraggeber der Mörder von vier oppositionellen iranischen Kurden genannt wurden.
Iranische Polizisten droschen gestern mit Knüppeln auf die Demonstranten ein und nahmen Dutzende fest. Darauf zogen sich die Demonstranten zurück. Laut Radio Teheran fanden auch in anderen iranischen Städten Proteste gegen das Berliner Urteil statt. Der staatliche Rundfunk widmete den Veranstaltungen eine Sondersendung. Rafsandschani wurde mit den Worten zitiert, Deutschland solle nicht weiter „in die Falle der Zionisten“ laufen. Für Mittwoch ist eine erneute Demonstration vor der deutschen Botschaft in Teheran geplant: Dazu haben sich versehrte Veteranen aus dem irakisch-iranischen Krieg angemeldet. Berichte Seiten 2 und 9
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen