piwik no script img

Keine Zwangsberatung

■ Wissenschaftsausschuß beschäftigt sich erstmals mit Hamburger Hochschulgesetz

Teilzeitprofessuren, Frauenförderung und transparentere Unistrukturen standen gestern zur Debatte bei der ersten Anhörung des Wissenschaftsausschusses zur Novellierung des Hamburger Hochschulgesetzes. Geladen waren Experten von mehreren Universitäten, um ihren Eindruck vom Gesetzeswerk kundzutun. Natürlich blieb Kritik nicht aus.

Die Angehörigen des eher konservativen Hochschulverbandes pochten darauf, daß Frauenbeauftragte und Fachbereichssprecher im Uni-Senat bitte nicht stimmberechtigt werden dürften. Immerhin gilt es, Pfründe zu wahren, die Professorenschaft fürchtet, in den Gremien an Einfluß zu verlieren.

Knackpunkt der gestrigen Anhörung aber blieb die avisierte Zwangsberatung von StudentInnen. „Beratungen mögen sicherlich hilfreich sein, verbunden mit der Drohung ,Zwangsexmatrikulation' verfehlen sie jedoch jegliche Wirkung“, erklärte etwa Margot Gebhardt, Frauenbeauftragte an der Gesamthochschule Wuppertal. Schon beim Paragraph 218 sei dieses unselige Zwangsmittel eingeführt worden, „jede Beratung dieser Art ist ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht“.

Wissenschaftssenator Leonhard Hajen (SPD) ist da anderer Meinung: Er möchte StudentInnen den Rausschmiß aus der Uni „durchaus zumuten“– zumindest dann, wenn sie nach der Regelstudienzeit von neun Semestern keine Beratung besuchen. Unterstützung erhielt Hajen aus der eigenen Fraktion. Auch der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Wolfgang Marx, möchte Studierenden die Zwangsberatung „zumuten“, letztlich müsse Beratung jedoch in jeder Studienphase stattfinden.

Selbst Herren aus den Reihen der konservativen Professorenschaft mochten dem nicht zustimmen. Werner Thieme von der Uni Hamburg hielt dem Ausschuß entgegen, die Beratungsfrage habe in einem Gesetz nun wirklich nichts zu suchen. „Das ist doch nur eine Frage von Beratungsangeboten und ihrer Vermittlung an die Studenten.

Vielleicht sollten sich die entsprechenden Stellen mal von einer Werbeagentur beraten lassen, wie man Beratung am besten an den Student bringe. Karin Flothmann

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen