: Libeskind-Bau wird eingemottet
■ Obwohl der Neubau des Jüdischen Museums 1997 fertig sein wird, eröffnet das Museum wegen Konzeptstreits erst 1999
Der Neubau des Jüdischen Museums an der Lindenstraße wird 1997 fertiggestellt sein, soll aber erst im September 1999 eröffnet werden. Die Gründe für die erneute Terminverschiebung – ursprünglich sollte das neue Museum 1997 eröffnen – liegen zum einen darin, daß sich die Fertigstellung des gezackten „Museumsblitzes“ von Daniel Libeskind verzögert und der Bau mit weniger Finanzmitteln als geplant auskommen muß. Zum anderen ist für die späte Eröffnung aber hauptsächlich der Streit um das Konzept des zukünftigen Museums verantwortlich. Anstelle des Ausstellungskonzepts des Jüdischen Museums soll nun das Programm aus dem Hause des Berlin Museums präsentiert werden, das das Jüdische Museum als eine seiner drei „Abteilungen“ begreift. Der Direktor des Jüdischen Museums, Amnon Barzel, strebt dagegen weiter eine frühere Eröffnung an. Die Eröffnung 1999 ist um so unverständlicher, da die Bauarbeiten bereits in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Nach Aussagen der Bauverwaltung wird der 102 Millionen Mark teure Libeskind-Bau Ende 1997 fertiggestellt sein. Verzögerungen um knapp ein Jahr, so Projektleiter Hermann Josef Pohlmann, hätte es zwar durch die Reduzierung der Mittel aus der Finanzverwaltung und Firmenpleiten gegeben. Pohlmann: „Nach unserer Planung wird der Neubau aber wie vorgesehen Ende 1997 an die Kulturverwaltung übergeben.“
Rainer Günzer, Chef des Berlin Museums, bestätigte gestern den Termin im Herbst 1999. Er macht jedoch die Männer vom Bau dafür verantwortlich. Da die Bauarbeiten längere Zeit in Anspruch genommen hätten, sei die einmal anvisierte Eröffnung um eineinhalb bis zwei Jahre verzögert worden. Außerdem müsse durch die zusätzliche Sanierung des Altbaus die Einrichtung des neuen Museums auf die lange Bank geschoben werden. Günzer: „Der Aufbau einer Abteilung dauert lang. Mit mehr Geld aus der Finanzkasse hätte die Eröffnung sicher beschleunigt werden können.“ Kritik an der Verzögerung von Barzel will der Chef des Berlin Museums nicht gelten lassen. Für das Konzept sei eine Arbeitsgruppe gebildet worden, so Günzer, an der auch Amnon Barzel beteiligt gewesen sei. Daß Barzel nun mit einem Gegenkonzept die Verabredung sabotiert, sei „unverständlich“.
Nach Ansicht von Barzel ist eine Eröffnung 1998 kein Problem. Das Jüdische Museum habe ein Konzept vorgelegt, das sich schneller und sinnvoller einrichten ließe als die Schau des Berlin Museums. Barzel sieht die Verzögerung als Teil der Strategie, dem Jüdischen Museum seine „Autonomie“ zu nehmen. Rolf Lautenschläger
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