Ökologischer Unternehmerverband: Unternehmensgrün
■ Alternative zur „Philosophie der Gewinn- und Wachstumsmaximierung“
Waren ökologisch zu produzieren und dennoch konkurrenzfähig zu bleiben, ist für die meisten Unternehmen ein fast unmöglicher Spagat. Denn ökologische Herstellungsverfahren sind meist aufwendiger als herkömmliche Methoden und damit finanziell riskanter für eine Firma. Das Ei des Kolumbus wäre also eine rentable und umweltfreundliche Herstellungsweise.
Hilfe auf dem Weg dorthin bietet der 1992 gegründete Verband „Unternehmensgrün“. „Wirtschaften, das nicht allzusehr auf Kosten der Umwelt geht, dem Unternehmer aber noch eine ausreichende Gewinnspanne läßt, um zu überleben“, so formuliert Frieder Rock, Sektionsleiter des Berliner Verbandes eines der Ziele von Unternehmensgrün. Zudem biete man eine Alternative zu der noch immer gängigen „Philosophie der Wachstums- und Gewinnmaximierung“ der großen Unternehmensverbände.
Ein wichtiger Faktor für ökologisches Wirtschaften sei die Regionalisierung der Vertriebswege. Die Waren dürfen also nicht mehr über Hunderte von Kilometern zu den Händlern gebracht werden, sondern sollten allenfalls im Umkreis von 50 Kilometern vertrieben werden. Dadurch eventuell entstehende Umsatzeinbußen werden dann vom Unternehmer für eine saubere Umwelt hingenommen.
Unternehmerisches Handeln finde schließlich in einer bestimmten Umwelt und Gesellschaft statt, die bei allen unternehmerischen Entscheidungen mit berücksichtigt werden müßten, erklärt Rock. Aber, so schmunzelt er, diese Vorstellungen bei einer konservativen Unternehmerschaft durchzusetzen, die schon Computer als unnötige Neuerung ablehne, sei schwierig. Vor allem wohl auch deshalb hat der Verband überproportional viel „grüne“ Mitglieder. Rock betont aber, daß es keinerlei Berührungsängste mit anderen politischen Gruppierungen gebe. Bundesweit organisiert, wirbt der Verband mit seiner Vision des regionalen und nachhaltigen Wirtschaftens vor allem um kleine und mittelständische Betriebe, deren Bedürfnisse in den großen Unternehmensverbänden untergehen.
„Unternehmensgrün will kleinen Betrieben die Chance zum Erfahrungsaustausch und zur Formulierung eigener politischer und ökologischer Ziele geben,“ erklärt Rock. Die Mitgliedschaft ist – anders als bei den herkömmlichen Unternehmensverbänden — freiwillig. „Leider schließen sich noch nicht genügend Betriebe unserer freiwilligen, netzwerkartigen Struktur an. Meist kommen nur Vertreter jener Betriebe zu den Versammlungen, die sowieso schon ökologisch arbeiten“, bedauert Rock.
Für die mittlerweile 230 Mitglieder organisiert der Verband Reisen, Seminare und Tagungen zu ökonomischen und ökologischen Themen. Ein Rundbrief informiert vierteljährlich über aktuelle Themen und die Arbeit des Verbandes. Wer darauf nicht warten will, kann sich via Internet auf der Homepage des Verbandes umsehen. Eva Blank
Unternehmensgrün – Verband zur Förderung umweltgerechten Wirtschaftens, Rieckestr. 26, 70190 Stuttgart, Tel. 0711/2859730; Fax 2859739, http://www.angele.de/unternehmensgruen/
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen