Kommentar: Unter Zeitdruck
■ Senat verlor im BEB-Tarifpoker
Mit stolzgeschwellter Brust können die Verhandlungsführer der Gewerkschaften nach den Tarifverhandlungen bei den Bremer Ent-sorgungsbetrieben vor ihre Mitglieder treten. Sie haben den Senatsvertretern gekonnt und mit ausreichend Sitzfleisch viele Zugeständnisse zugunsten der BEB-Beschäftigten abgerungen.
Das war am Ende nicht schwer. Denn es war klar, daß die Besitzstandswahrung der Mitarbeiter zentraler Bestandteil der Einigung sein würde. In anderen Städten wie Oberhausen oder Frankfurt verhielt es sich vor der Privatisierung ihrer Entsorgungsbetriebe genauso. Um mehr zu erreichen, hatte sich die Landesregierung zu sehr unter Zeitdruck gesetzt. Zu lange wurden ernsthafte Gespräche verschleppt, obwohl im Sommer die ersten Verkäufe von Teilen der BEB über die Bühne gehen sollen. Und wenn sich Verhandlungsführer immer wieder bei ihren Vorgesetzten bis hinauf zu Finanzsenator Nölle rückversichern müssen, läßt sich schlecht Druck machen.
Wichtigster Erfolg der Arbeitgeber ist die Klausel, Ende 1998 noch einmal über die Tarife zu verhandeln und dabei auch die kritische Frage der Neueinstellungen zu klären. Die Aufgabe, sich mit den selbstbewußten Gewerkschaftern herumzuschlagen, hat die Landesregierung nun den neuen privaten Eigentümern zugeschoben. Die werden sich bedanken und diese „Altlast“in ihre Preisvorstellungen mit einfließen lassen. Joachim Fahrun
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