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„Eine Zumutung“

■ Rot-grüner Ärger in Kiel über die Entscheidung für Bau der Ostseeautobahn

An der Ostseeautobahn A 20 scheiden sich weiterhin die rot-grünen Regierungsgeister in Schleswig-Holstein. Gestern verkündete Verkehrsminister Peer Steinbrück (SPD) der Planfeststellungsbeschluß für das 6,3 Kilometer lange Teilstück südlich von Lübeck. Der Beschluß sorgte umgehend für grünen Groll. Die Entscheidung sei „schlicht unsinnig“, kommentierte der grüne Abgeordnete Karl Martin Hentschel, da in wenigen Tagen ein Gutachten vorgestellt werden soll, das die Vereinbarkeit des geplanten Trassenverlaufs mit dem europäischen Umwelt- und Vogelschutzrecht untersucht.

Steinbrück hatte erklärt, noch im Herbstsolle der mindestens 230 Millionen Mark teure Bau des Abschnitts zwischen der A 1 und der Landesstraße 92 beginnen. Der zweite Planfeststellungsabschnitt bis zur Landesgrenze Mecklenburg-Vorpommern werde im Januar 1998 eingeleitet.

Gegen den Beschluß kann vor dem Bundesverwaltungsgericht geklagt werden. Er rechne mit Klagen, sagte Steinbrück, sehe dem aber mit großer Gelassenheit entgegen. Daß dieses Projekt für viele „eine Zumutung ist“, sei ihm durchaus bewußt. Zum Beispiel für seinen Kabinettskollegen Rainder Steenblock. Der grüne Umweltminister distanzierte sich gestern erneut von dem Planfeststellungsbeschluß, da die Umweltverträglichkeitsprüfung durch sein Ministerium „gravierende Mängel und methodische Fehler“aufgezeigt habe.

Als „völlig unhaltbar“bezeichnete gestern der BUND das Startsignal für die A 20. Der Verzicht auf die Untertunnelung des Travetals führe zu einer „völligen Zerstörung“dieses Biotops. Deshalb seien ökologische Ausgleichsmaßnahmen im Umfang von 220 Hektar erforderlich, die Planung gehe aber nur von etwa 100 Hektar aus. Wegen dieses „offensichtlichen Planungsfehlers“kündigte der BUND an, notfalls per Klage „Umweltziele gegen diese Entscheidung durchzusetzen“. smv

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