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Das reisende Klassenzimmer

■ Eine Ausstellung zur Lichtwarkschule in der Kunsthalle

Hamburger Kunsthalle an einem Sonntagnachmittag im Jahr 1896: Ein Dutzend Schülerinnen plaudert mit dem Direktor der Kunsthalle über Gemälde aus dem 19. Jahrhundert. Solche Museumsgespräche führte der damalige Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark vor 100 Jahren einen ganzen Winter.

Heute ist sein museumspädagogischer Ansatz wieder aktuell: Die Einbeziehung der Lebenserfahrungen von Jugendlichen steht im Vordergrund. Nach dem „Vater der Museumspädagogik“wurde auch die 1921 gegründete, höhere, staatliche Reformschule in Hamburg benannt.

Von Lichtwark zur Lichtwarkschule heißt die derzeitige Ausstellung in der Kunsthalle. Fotos, alte Klassenbücher, Schulhefte und künstlerische Arbeiten der ehemalige SchülerInnen geben einen Einblick in den ungewöhnlichen Schulalltag. Oberstes Klassenziel: kritisches Denken. Das hieß konsequente Verabschiedung von autoritärem Unterichtsstil und sturer Paukerei. Statt Vokalbellernen standen Reisenin Industriegebiete und regelmäßiges Zeitungslesen auf dem Stundenplan. Und die Kunst kam auch nicht zu kurz: Die ausgestellte Theaterkulisse ist selbstgemacht.

In der NS-Zeit wurde das linke Denken dann kategorisch unterdrückt: Die meisten Lehrer und Lehrerinnen mußten die Schule verlassen. Trotzdem hielt sich der kritische Geist der Schule hartnäckig im Untergrund. Einige SchülerInnen gingen in den Widerstand oder hatten Kontakt zur Münchener Widerstands gruppe „Weiße Rose“.

Die Hamurger Ausstellung wird begleitet durch Gesprächsabende mit ehemaligen Schülern. Zu denen zählen auch zwei Hamburger Prominente: Hannelore und Helmut Schmidt.

Uschi Behrendt

bis 25. Mai, Kunsthalle, Gespräch mit ehemaligen Schülern: 22. Mai, 19 Uhr

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