: Mord in Wilhelmsburg
■ Polizei vermutet politischen Hintergrund
In Hamburg-Wilhelmsburg wurde in der Nacht zum Sonnabend ein 28jähriger türkischer Mann erschossen. Vor dem Imbiß seines Vaters wurde er von einer Kugel in den Bauch getroffen. Er erlag wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Drei Personen wurden festgenommen, die genauen Hintergründe blieben jedoch bis zum Sonnabend abend unklar.
Der Schütze gehörte nach Aussage der Polizei zu einem etwa zehn Personen starken „Rollkommando“, das mit Baseballschlägern das Lokal verwüstete und dabei auch einen Mitarbeiter und einen Gast angriff. Er habe vor der Tür „Schmiere“gestanden, als der 28jährige im Auto eintraf. Der Schütze habe eine Waffe gezogen und zwei Mal auf den Wagen geschossen.
Noch in der Nacht nahm die Polizei in einem Lokal in der selben Straße drei Personen fest, die Zeugen als Angehörige des „Rollkommandos“bezeichnet hatten.
Die Hintergründe des Überfalls seien noch unklar, hieß es gestern. Die Ermittlungen hätten bislang ergeben, daß am Freitag nachmittag drei Männer und eine Frau den Imbiß aufgesucht hatten, um eine Zeitung einer linken türkischen Organisation zu verkaufen. Sie seien nach einem heftigen kurzen Wortwechsel des Lokals verwiesen worden. Möglicherweise, spekuliert die Polizei, habe es sich um den Versuch einer sogenannten Spendengelderpressung gehandelt. Die vier Zeitungsverkäufer hätten beim Verlassen des Lokals Drohungen ausgestoßen.
Am Sonnabend nachmittag beteiligten sich etwa 350 Personen an einem zuvor angemeldeten Trauermarsch für das Opfer durch Wilhelmsburg. lno
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