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Rumgrog marsch!

Einer der ersten Hamburger Feuerwehrmänner wurde am Sonntag 100 Jahre alt  ■ Von Heike Haarhoff

„Ich kann noch stehen“, protestiert der weißhaarige Herr im dunklen Anzug, schiebt sesselhievende Rathausdiener beiseite und wendet sich kerzengerade wieder den laufenden Kameras zu. Die zeichnen begierig jedes Wort des Otto Schweim auf; schließlich handelt es sich um historische Dokumente eines der ersten Hamburger Feuerwehrmänner: Brandmeister a.D. Otto Schweim, zwischen 1920 und 1957 auf allen Löschleitern und gegen alle Flammen dieser Stadt im Einsatz, hat am Sonntag vergnügt und „mit ein, zwei Rumgrog vor dem Schlafengehen“seinen 100sten Geburtstag begangen.

Zur Krönung der Feierlichkeiten sollte gestern der Bürgermeister den Jubilar im Rathaus, das zufällig gleichaltrig mit Otto Schweim ist, ehren. Der geschmackvolle Freßkorb mit Schleife, Idee-Kaffee und Dauerwurst duftet, Blumen unter Plastikhäubchen welken, nur der Bürgermeister läßt den 100jährigen eine Viertelstunde lang warten. Und so hat der Zeit zu plaudern, wie alles kam, und vor allem er zur Feuerwehr. Denn „von Hause aus“war der gebürtige Barmbeker ja Seemann. Aber „nach dem Krieg“hat er sich der Familientradition erinnert und ist wie sein Vater Feuerwehrmann geworden.

An der Wache am Millerntor hat er „noch mit Pferden angefangen“, bis diese 1925 durch Löschfahrzeuge ersetzt wurden. „Blau und schmerzhaft“seien die körperlichen Qualen nach den Ausritten oft gewesen. Die Pferde mußten die Wagen samt Dampfpumpe ziehen. „Nix Elektrisches war da“, sagt der 100jährige, „alles nur aus Holz“. Sogar die Drehleiter. Eigenhändig mußte die ausgefahren werden, „da mußte man richtig nudeln“. Zum Schutz gab's bloß feuchte Mundschwämme. Otto Schweim ist „zum Glück nie was Ernstes passiert“. Aber „die Kameradschaft“unter den Feuerwehrmännern hat sowieso einige Gefahr und Verletzung wettgemacht. „Und Humor war ja auch“, grinst er, der keines der Ehemaligen-Treffen versäumt. Den „Eisernen Otto“nennen sie ihn deswegen in der Altherrenriege. Nur auf die Leiter steigen mag er heute nicht mehr, obwohl er „ansonsten ganz gut allein zurechtkommt“.

Windigen Schrittes eilt plötzlich der Bürgermeister um die Ecke, begrüßt den „teuersten Pensionär dieser Stadt“und stutzt: Den 100jährigen Feuerwehrmann hat er sich anders vorgestellt. Doch dem „Eisernen Otto“fehlt jegliche Museumsreife. „Warum“, fährt Henning Voscherau daher die Rathausdiener an, „habt Ihr ihm nicht die alte Uniform angezogen?“Da werden sie dann doch patzig, denn der Chef verkennt ihre Mühen: „Wir haben ihn doch schon mit dem uralten Löschfahrzeug hergefahren.“

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