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Vulkan Gründerzentrum?

■ Für das Werft-Gelände gibt es Gedankenspiele, aber noch keine konkreten Pläne

„35 Hektar neben weitläufigem Park, beste Lage an der Weser im idyllischen Bremen-Nord, günstig für jeden Zweck abzugeben“. Eine solche Anzeige soll möglichst nicht in den Gazetten erscheinen, wenn im Juni auf der Vulkan-Werft der letzte Hammerschlag am letzten Containerschiff getan ist. Besonders die IG Metall will auf dem Vulkan-Gelände aus den Überresten des Schiffbau-Betriebes ein neues Gründerzentrum etablieren.

„Es gibt konkrete Produkte, die dort hergestellt werden könnten“, sagt Bremen IG Metall-Chef Manfred Muster und nennt einen Wärmekonverter zum Energierecycling und eine Metallschlammseparierungsanlage, die ehemalige Vulkanesen auf den Markt werfen wollten. Voraussetzung dafür sei aber, daß das Gelände gesichert und Infrastruktur wie etwa Energieversorgung erhalten wird.

Eine Projektgesellschaft, die das Areal sichern und Zukunftspläne schmieden soll, müßte innerhalb der nächsten vier Wochen gegründet werden, fordert der SPD-Wirtschaftspolitiker Detmar Leo. Sonst seien die Vulkanesen in alle Winde zerstreut, und für sie sollen hier schließlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Senat hat die Gründung einer solchen Gesellschaft beschlossen. Wie es heißt, laufen Gespräche zwischen Landesbank und Senat darüber, wie die Stadt eine Übernahme des Grundstücks aus der Vulkan-Konkursmasse finanzieren kann.

Das alles ist aber offenbar noch nicht überall durchgedrungen. Denn im zuständigen Senatsressort für Stadtentwicklung hat man offiziell noch nichts von irgendwelchen konkreten Plänen für das Gelände gehört. „Solange wir nicht wissen, was man dort machen will, fangen wir nicht an zu planen“, so Ressortsprecher Hartmut Spiesecke. Klar sei aber auch, daß es keinen großen Konzern gibt, der hier investieren wolle.

Auch die Stadtplaner im Bauamt Bremen-Nord haben weder Orders aus der großen Politik noch haben sie Planungsmittel zur Verfügung. Sie wissen noch nicht, welcher Firma aus dem verschachtelten Vulkan-Imperium eigentlich welches Grundstück und welches Gebäude gehört. Und die Leitungsysteme auf dem Werftgelände sich offenbar sogar für die Vulkanesen selbst ein Buch mit sieben Siegeln.

Dennoch hat sich Planer Rainer Frankenberg ganz unverbindlich schon erste Gedanken gemacht, was auf dem Gelände geschehen könnte. Ihm schwebt ein von großzügigen Grünzonen durchzogenes Gewerbegebiet vor. Vier bis fünf Hektar, etwa die großen Parkplätze vor dem Werft-Tor Lobbendorf, könnten für Wohneungsbau verwendet werden.

Eins sei aber klar: Wenn es weiter Gewerbe auf dem Werft-Areal geben soll, muß die verkehrliche Erschließung verbessert werden. Bisher rumpelten die Lastwagen zum Vulkan stets durch Wohnstraßen. Künftig müßte eine Erschließungsstraße parallel zur Weser durch das Gelände gebaut und zur B 74 gezogen werden. Das Vulkan-Verwaltungsgebäude, am Rande von Wätjens Garten, könnte er sich als Behördensitz vorstellen. Konkrete Planungen würden mindestens ein halbes Jahr dauern.

Doch was auf dem Gewerbegebiet Vulkan passieren soll, dazu hat IG-Metall-Mann Muster zwar die konkretesten Vorstellungen, undaber die sind noch nicht sehr ausgegoren. Muster denkt an drei Entwicklungslinien für neue Betriebe: Ökologisch orientierte Industrieunternehmen, die sich mit Bodenaufbereitung, Entsorgung von Schlämmen oder Energierecycling befassen. Hier könnte die wahrscheinlich notwendige Altlastensanierung gleich ein Arbeitsfeld und Lohn für Ex-Vulkanesen bedeuten. Die zweite Schiene könnten industrielle Dienstleistungen sein, vom Gerüstbau über Dienste der Konstrukteure oder Lieferungen von Rohrleitungen. Das dritte Aktivitätenfeld, der maritime Bereich, soll sich nach den Vorstellungen von IG Metall und Vulkan-Betriebsrat um ein Engagement der Lürssen-Werft im Marineschiffbau gruppieren.

jof

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