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Rebellen in Zaire weiter auf dem Vormarsch

■ USA wollen Rücktritt Mobutus. Ärzte ohne Grenzen berichtet von Massakern

Kinshasa (AFP/AP/taz) – Die Rebellen in Zaire rücken weiter nach Osten in Richtung auf die Hauptstadt Kinshasa vor. Nach Angaben des Geistlichen Dominique Kahanga vom Krisenkomitee der Provinz Bandundu haben die Rebellen die Stadt Kikwit gestern eingenommen. Kikwit liegt östlich von Kinshasa und ist das wirtschaftliche Zentrum der Provinz Bandundu. Kikwit gilt als eine der letzten Militärbastionen auf dem Weg nach Kinshasa.

Der amerikanische UN-Botschafter Bill Richardson ist gestern mit Mobutu in dessen Palast zusammengetroffen. Richardson sagte nach seiner Ankunft in Kinshasa, die Verhandlungen müßten zu einer Übergangsregierung und demokratischen Wahlen führen. Die Washington Post berichtete gestern, US-Präsident Bill Clinton habe Richardson in Wahrheit nach Zaire geschickt, um Mobutu zum Rücktritt zu überreden. Die südafrikanische Regierung teilte gestern mit, sie wolle für Friedensgespräche zwischen Mobutu und Kabila ein Schiff der Marine zur Verfügung stellen. Bislang war ein Treffen an Differenzen über den Verhandlungsort gescheitert.

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) wollte schon gestern die ersten Flüchtlinge von Ostzaire in ihre Heimat Ruanda ausfliegen. Wie ein Sprecher in der Stadt Biaro erklärte, werde nicht gewartet, bis Kranke genesen oder alle Flüchtlingsgruppen zurückgekehrt seien. Kabila hat den UN eine Frist von 60 Tagen für die Rückführung der Flüchtlinge gesetzt. Am Montag waren die ersten Flüchtlinge in Biaro wieder aufgetaucht. Journalisten und Helfer berichteten, einige der Flüchtlinge seien ermordet worden. Am Wegesrand seien an die 30 Leichen gezählt worden. Nach einem Bericht der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ sind in der Region Bukavu-Shabunda zahlreiche Flüchtlinge umgebracht worden. Vom Militär würden selbst Frauen und Kinder als Feinde angesehen. Die Tötungen stünden auch nicht in Zusammenhang mit militärischen Kämpfen. Die Organisation beruft sich auf eine Ende März/Anfang April durchgeführte Erkundungsmission in der Region.

Die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Sadako Ogata, sagte gestern, es gebe neben den 100.000 Flüchtlingen im Gebiet südlich von Kisangani 215.000 Flüchtlinge, deren Aufenthaltsort unbekannt sei. Besorgt äußerte sie sich über Berichte, wonach die Rebellen rund 50 Kinder und deren Angehörige aus einem Krankenhaus verschleppt haben sollen. Die Rebellen wiesen jede Verantwortung für die Entführung zurück. Derartige Berichte seien falsch, sagte ein AFDL-Sprecher gegenüber BBC. Ein Sprecher von Unicef in New York räumte ein, es gebe keine konkreten Beweise dafür, daß es sich bei den Entführern um Kämpfer der AFDL gehandelt habe. Ein Sprecher von Unicef in Genf hatte dagegen mitgeteilt, ein Augenzeuge habe den Rebellenkommandeur von Katane als einen der Entführer erkannt.

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