: Rote Teufel gegen Florida-Boys
■ Passend zum Vatertag: Kick Joneses, Radiobaghdad und Latex Generation in der Buchtstrasse
Ein klassisches Spitzenspiel gibt es am morgigen Vatertag im Newstip-Keller: Deutscher Veteranen-Punkrock trifft auf jugendlichen Ami-Hardcore.
Mit den „Kick Joneses“kehren Musikanten ein, von denen einige durchaus schon erste Liga gespielt haben – musikalisch gesehen. Die kultigen Wurzeln hießen vor zehn Jahren „Walter Elf“. Weiter oben in der Tabelle firmierten sie als „Spermbirds“, am meisten Spaß hatten Frank Rahm und Beppo Götte aber wahrscheinlich mit den „Kick Joneses“.
Diese Formation bewältigte auch schon ernste Krisen, z.B. den letztjährigen Abstieg ihres Heimatvereins 1. FC Kaiserslautern. Aber im Schatten des Betzenberges wurde nicht lange geschmollt, sondern endlich die lang erwartete Platte aufgenommen. Unter dem Titel „Streets full of Idiots“finden sich neben eigenen flott-melodischen Songweisheiten auch erlesene Cover-Versionen, wie „Safety Dance“und „Glass of Champagne“. Nicht klar ist, ob man mit Charme oder Schaumwein die Comiczeichner Bernd Pfarr und Michi Grönewald für das maßgeschneiderte Artwork gewinnen konnte.
Auf der Bühne treiben „Kick Joneses“noch den verstocktesten NichttänzerInnen ein Zucken in die Beine. Dabei gönnt man sich die doppelte Packung Gitarre und Gesang. Heraus kommt auf jeden Fall Partymusik mit Energie und Sprungkraft.
Ob die Florida-Jugend bei so viel Frohsinn mithalten kann, muß sich erweisen. „Radiobaghdad“präsentieren sich auf ihrem jüngst erschienenen zweiten Tonträger jedenfalls ungestümer als je zuvor. Sie gehören zu den Bands, bei denen man sich fragt, warum das Schlagzeug eigentlich hinten steht. Das Gebolze machen der Sänger Lester Norris und der konditionsstarke Drummer Chris Goldbach größtenteils unter sich aus. Die drei Herren an den Saiteninstrumenten dürften eher bei den Moshparts vorne mitspielen.
Mitgebracht haben sie ihre sonnenbebrillten Kollegen der „Latex Generation“. Die Gummifreunde erinnern stark an „Angry Samoans“und hören sich auch so an.
Wenn also das Wetter mal wieder so richtig nieselig und der Himmel grau ist, sollte man einfach das Hawaiihemd anziehen und auf diesem Konzert ein wenig Sommerfrische tanken. Helene Hecke
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