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„Wieviel Zeit haben wir noch“,

fragte Pablo Picasso seinen Filmportraitisten Henri-Georges Clouzot. „Es ist noch Film für zwei Minuten in der Kamera“, antwortete der. „Das reicht“, sprach Picasso, tauchte den Pinsel in die Farbe und vollendete in der verbleibenden Zeit ein weiteres, selbstredend meisterliches Bild. Vor allem an Selbstbewußtsein hat es diesem zu den Genies unseres Jahrhunderts zählenden Künstler nie gemangelt. Das schimmert nicht nur aus Clouzots kürzlich wieder in Bremen gezeigtem Film. Es strahlt auch aus den Fotografien André Villers, die ab heute abend in der Galerie der Hochschule für Künste in der Dechanatstraße zu sehen sind.

Für einen Kuraufenthalt reiste der inzwischen 70jährige Villers in den 40er Jahren in das Städtchen Vallauris, das damals noch als „Künstlerdorf“galt und in Pablo Picasso seinen berühmtesten Einwohner hatte. Bald suchte Villers den Künstler auf, und bald erhielt er die Erlaubnis, ihn zu fotografieren.

Vor der Kamera paart sich das Selbstbewußtsein mit Verspieltheit und Ironie. Für den viel jüngeren Fotografen wirft sich Picasso hier in Machopose, zieht sich da ein Frauenkleid über und jongliert dort mit Pistolen in jeder Hand. Außerdem läßt sich der Künstler beim Arbeiten über die Schulter schauen und gewährt Villers Einblick in sein Atelier (links).

In der Bremer Ausstellung sind neben diesen Picasso-Bildern über 80 Portraits von anderen KünstlerInnen zu sehen, deren Namen sich wie ein Who-is-who der Moderne lesen. Nicht als Künstlerin, sondern durch ein Kunstwerk bekannt geworden ist Sylvette David (rechts). Das Portrait aus der Hand Picassos zählt zu den Hauptwerken im Besitz der Bremer Kunsthalle. Villers fotografierte sie 1953. Die durch den Kunsthochschuldirektor Jürgen Waller nach Bremen geholte Schau wird ergänzt durch eine Ausstellung mit 20 SchriftstellerInnen-Portraits im Institut Français. ck

André Villers, „Künstlerportraits“, vom 9. bis 25. Mai in der Hochschulgalerie, Dechanatstraße; Eröffnung heute, 9. Mai, 21 Uhr. Villers ist anwesend; Portraits im Institut Français bis 25. Mai. Das Institut lädt am 13. Mai um 19 Uhr zum Gespräch mit Villers

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