: Etwas Gouda zum Flippern
■ 28jähriger betrog die Firma Metro um 1,8 t Käse, „wegen Spielsucht“
1,8 Tonnen Käse hat der ehemalige Abteilungsleiter der Firma Metro Matthias W. in der Zeit zwischen Ende –94 und Ende –95 zwar für Metro bestellt, dann aber selbstorganisiert weiterverkauft und den Erlös an seiner Firma vorbei in die eigene Tasche gesteckt. Das sah das Bremer Amtsgericht nun als erwiesen an und verurteilte Matthias W. wegen Betrug in sechs Fällen zu 150 Tagessätzen zu je 20 Mark (30 Mark waren von der Staatsanwaltschaft gefordert). Die Strafe wird zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Hinzu kommt die Verpflichtung zur Schadensregulierung – 40.000 Mark Schaden sollen bei Metro entstanden sein – und ein Eintrag ins Führungszeugnis.
Als Motiv für seine Tat gab der 28jährige seine Leidenschaft für Geldautomatenspiele an. Etwa 100-150.000 Mark hat er nach eigenen Angaben seit seinem 18. Lebensjahr in Spielhallen durchgebracht. Dies wurde vom Gericht als Spielsucht und strafmaßmildernd für den Angeklagten gewertet. Die Gefahr einer Wiederholungstat schätzten Richter und Staatsanwalt als gering ein, da der Beschuldigte glaubhaft versichern konnte, daß er seine Spielsucht überwunden hat.
Mitangeklagt war außerdem Matthias W.s damaliger Kollege und ehemaliger Schulfreund Torsten R. – Er hatte die Auslieferung des Käses mit Pkw und Anhänger organisiert und durchgeführt. Wegen Beihilfe zum Betrug wurde er zu 70 Tagessätzen zu je 30 Mark (ebenfalls zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt) verurteilt.
Der gelernte Einzelhandelskaufmann gab an, weder etwas von der Unrechtmäßigkeit der Aktionen gewußt zu haben, noch – so die Aussage von Matthias W. – für die nachgewiesenen sechs Fahrten jeweils 200 Mark erhalten zu haben. Er war lediglich wegen der mangelhaften Kühlung des Käse besorgt. Seine Angaben wurden von der Staatsanwaltschaft bezweifelt. Dennoch konnte ihm nicht nachgewiesen werden, von Matthias W. mehr als eine Aufwandsentschädigung für Pkw und Benzin erhalten zu haben.
Auf ihr Widerspruchsrecht verzichteten die Angeklagten. M.R.
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