: „Bißchen was Missionarisches“
■ Doris Bandhold und Michael Conrad vom Alabama-Kino über den Hamburger Kinopreis, den sie gerade bekamen
Einmal jährlich vergibt die Hamburger Kulturbehörde Prämien an Kinos mit anspruchsvollem Programm. Dieses Jahr waren 100.000 Mark im Topf, die eine Jury wie folgt verteilte: Das Alabama-Kino auf Kampnagel erhält 55.000 Mark, das 3001, das Elbe sowie das Fama je 15.000 Mark. Wir sprachen mit zwei der drei Gesellschafter des Alabama, Doris Bandhold (DB) und Michael Conrad (MC).
taz: Herzlichen Glückwunsch. Was macht ihr mit dem Geld?
MC: Nun, wir tragen Schulden ab und stecken das Geld in neue Programme, nichts Besonderes also.
DB: Wobei uns das Geld natürlich schon enorm hilft.
Bleiben wir zunächst beim Thema Geld. Ihr beide habt neben dem Kino einen Full-time-Job, vom Alabama könnt ihr nicht leben. Warum macht ihr das Kino?
MC: Es ist ein Hobby, eine Leidenschaft . . .
DB: Und dann ist das Alabama auch ein sehr schönes Kino, ein Ort, wo ich einfach gerne bin.
MC: Dahinter steckt schon noch ein bißchen was Missionarisches. Die Kinosituation in Hamburg ist ja nun nicht so doll, das muß man schon sagen. Es gibt im Filmbereich viele Lücken und Nischen, die nicht gefüllt werden. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten, diese Nischen zu füllen.
Wie versteht ihr euer Kino?
DB: Nun, es hat 160 Plätze und ist eine Mischung aus Stadtteil- und Erstaufführungskino. Was das Programm angeht, stecken wir das, was wir in der Hauptvorstellung verdienen, in die Spätvorstellungen. Im Unterschied zu anderen Kinos setzen wir vielleicht auf Aktionen, auf Zwischenveranstaltungen, wo wir Film und Musik koppeln oder auch Film und Malerei.
Was bedeutet der Standort Kampnagel für euch?
MC: Kampnagel ist für ein Kino kein einfaches Terrain, das haben wir uns einfacher vorgestellt. Kino und Theater, das ist vom Publikum her doch sehr verschieden und von den Leuten, die das machen, her auch. Man ist da doch eher das fünfte Rad, was schade ist.
Wie wird der Kinopreis eigentlich unter Kinomachern gesehen?
MC: So ein Kinopreis ist einerseits natürlich für uns eine schöne Sache. Er beinhaltet ja zwei Aspekte, die Anerkennung und das Geld. Nur: Die sonstige Kinoförderung geht gerade von der Kulturbehörde in die neue Filmförderungs-GmbH über, nur noch der Preis verbleibt bei der Behörde. Wenn damit die gesamte Kinoförderung nur noch über den Kinopreis liefe, dann wäre das fatal.
DB: Und es erhält ja nicht automatisch das Kino den Preis, das das beste Programm macht. Sondern es wird darauf geachtet: Welches Kino braucht Geld? Und das kriegt dann, wenn das Programm okay ist, den Preis. So ein Kino wie das Abaton beispielsweise, wo nun wirklich ein tolles Programm läuft, hat gar keine Chance, jemals die Anerkennung zu bekommen, die ja auch mit dem Preis verbunden ist. Die haben einfach das Geld nicht so dringend nötig.
MC: Und dann muß man sich fragen: Lohnt sich so ein Preis in Hamburg wirklich? Es kommen ja jedes Jahr nur wieder dieselben fünf, sechs Kinos in Frage.
Man sollte den Preis überdenken?
MC: Er darf nicht die einzige Form der Förderung werden.
DB: Und es müssen auch die ihn kriegen können, die gerade kein Geld brauchen.
Fragen: Dirk Knipphals
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