: Zaire ist tot, es lebe Kongo
■ Nach der Einnahme Kinshasas rufen Kabila und seine Allianz anstelle von Zaire die „Demokratische Republik Kongo“ aus. 200 Tote beim Kampf in der Hauptstadt
Kinshasa/Bonn (AP/taz) – Zaire heißt jetzt „Demokratische Republik Kongo“, Staatschef ist der bisherige Rebellenführer Laurent-Désiré Kabila, schon heute abend soll eine „Übergangsregierung der Nationalen Rettung“ gebildet werden. Nachdem Kabilas Rebellen am Sonntag die ex- zairische Hauptstadt Kinshasa vollständig eingenommen hatten, begannen hochrangige Politiker der AFLD (Allianz demokratischer Kräfte für die Befreiung) gestern Beratungen mit den politischen Kräften in der Stadt. Am Samstag hatte Kabila in der südlichen Metropole Lubumbashi die Machtübernahme der Guerilla verkündet, mit sich selbst an der Spitze. Er suspendierte alle bisherigen staatlichen Institutionen des Landes und kündigte an, innerhalb von 60 Tagen eine Verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Alle hochrangigen Staatsangestellten des alten Regimes sollten auf ihren Posten bleiben.
Gestern verkündete AFDL-Vertreter Déogratias Bughera in Kinshasa, es werde noch keine baldige Parlamentswahl geben. Die neuen Machthaber wollten eine „Demokratie von unten“ aufbauen. „Wir wollen uns nichts vorschreiben lassen“, sagte Bughera. Unterstützt wurde diese Haltung von Südafrikas Vizepräsident Thabo Mbeki, der in Lubumbashi mit Kabila sprach.
Die AFDL-Kämpfer hatten am Samstag mit dem Einmarsch in Kinshasa begonnen und übernahmen bis Sonntag unter dem Jubel der Bevölkerung die ganze Stadt. Vereinzelt unternahmen Einheiten der Mobutu-treuen Armee noch Plünderungen. Einige Soldaten der alten Armee wurden von der Bevölkerung gelyncht. Die Guerilleros setzten diesen Vorgängen mit Soforthinrichtungen auf der Straße ein Ende. Das zairische Rote Kreuz zählte insgesamt etwa 200 Tote.
Die Regierung Kabila ist bereits von vielen Ländern anerkannt worden. Auch die Bundesregierung sagte, sie werde mit der Allianz zusammenarbeiten. Etwa ein Dutzend Sympathisanten der neuen Regierung besetzten am Sonntag abend die zairische Botschaft in Bonn, um den Machtwechsel zu feiern. Unter Duldung des Botschaftspersonals hißten sie die Flagge des neuen Staates. Die Polizei überredete sie schließlich, wieder zu gehen. D.J. Tagesthema Seiten 2 und 3
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