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Kohl im Wahlkampf

■ Mit seinem Besuch in Paris stärkt der Kanzler Jacques Chirac den Rücken

Paris (taz) – Seine Hand suchte nach dem Unterarm des anderen. Erst nachdem Jacques Chirac den körperlichen Kontakt zu seinem Freund Helmut Kohl hergestellt hatte, begann er am Dienstagabend im Elysee-Palast seine Ansprache an die Presse, die zuvor mit Chamapgner und Häppchen verköstigt worden war. „Wir haben eine sehr weitgehende Übereinstimmung“, versicherte er, bevor die beiden Männer sich zum Abendessen zurückzogen.

Der Kohl-Besuch, fünf Tage vor dem ersten Urnengang, war erst angesetzt worden, nachdem Chirac das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben hatte. Ein Schritt, den Kohl als „klug“ bezeichete und den er, wie er sagte, auch selbst getan hätte, „wenn es mir möglich wäre“.

Die Visite des Kanzlers, dessen Prestige in Frankreich riesig ist, war der bisherige Höhepunkt in der Instrumentalisierung der Außenpolitik für Wahlkampfzwecke. Zuvor hatte Chirac einen für Anfang Mai geplanten Besuch des tunesischen Präsidenten abgesagt. Die Opposition verlor so eine Gelegenheit, die Menschenrechtsverletzungen in dem nordafrikanischen Land anzuprangern. Dann ging Chirac auf Geschäftsreise nach China, wo er auf eine Kritik des Gulag verzichtete, aber einen Riesenauftrag für Airbus unterzeichnete. Morgen schließlich werden sich die EU-Minister auf Betreiben der französischen Regierung in Nordwijk treffen. Ursprünglich war als Tagungsort Maastricht anvisiert – ein Name, der in französischen Ohren – zumal zwei Tage vor der Wahl – entschieden häßlich klingt. Dorothea Hahn

Kommentar Seite 10

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