: Öko-Landwirtschaft für Hamburg
■ Joachim Malecki vom Amt für Landschaftsplanung fordert städtische Unterstützung für umweltfreundlichen Anbau
taz: Durch das geplante Baugebiet in Billwerder gehen 120 Hektar Freifläche verloren. Wie wollen Sie dafür den Ausgleich schaffen, den das Naturschutzgesetz vorschreibt?
Joachim Malecki: Bisher haben wir den Ersatz meistens dadurch sichergestellt, daß auf anderen Flächen Ausgleichsmaßnahmen festgelegt wurden, also beispielsweise die Anlage von Biotopen. Das ist nicht mehr möglich. Dafür fehlen uns einfach die Flächen.
Was wir nicht über Ersatzflächen ausgleichen können, das versuchen wir jetzt in der bestehenden Fläche auszugleichen. Das könnte so aussehen, daß sich die landwirtschaftlichen Betriebe hinbewegen auf umweltfreundlichere Bewirtschaftungsmethoden und daß die Ertragseinbußen finanziell ausgeglichen werden. Ziel könnte in zwanzig, dreißig Jahren ein verstärkter ökologischer Landbau in Hamburg sein.
Bisher werden nur 1,3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Hamburg ökologisch bewirtschaftet. War die bisherige Unterstützung der Stadt ineffektiv?
Wir haben mit drei staatlichen Betrieben sehr gute Erfahrungen bei der Umstellung auf ökologischen Anbau gemacht. Das Staatsgut Wulfsdorf-Wulksfelde zum Beispiel kann der Nachfrage nach seinen landwirtschaftlichen Produkten derzeit nicht nachkommen. Es liegt also nicht an den ökonomischen Grundlagen. Aber es hat keinen Sinn, die Landwirte zur Umstellung zu zwingen. Sie müssen von der Sache überzeugt sein.
Wie wollen Sie die Landwirte überzeugen?
Wir haben ja einen Ausgleichstopf: Unternehmen, die ihren Flächenverbrauch nicht ausreichend ausgleichen, müssen eine Abgabe zahlen. Aus diesem Topf könnten wir Zuschüsse an die Landwirte geben, um sie bei der Umstellung auf umweltfreundliche Bewirtschaftungsmethoden zu unterstützen. Oder: Die Stadt Hamburg kann behilflich sein beim Aufbau einer eigenen Vertriebsgesellschaft für ökologisch hergestellte Produkte. Oder sie könnte auf ihre Pacht verzichten.
Was meint die Finanzbehörde dazu?
Die Finanzbehörde tut sich schwer mit diesen Vorschlägen. Das liegt in der Natur der Sache, schließlich soll sie für Einnahmen sorgen und die Ausgaben begrenzen. Aber ich meine, die Ausgleichsfunktion ist nicht alleine von den Bauern zu leisten. Hier muß sich die Stadt beteiligen.
Die Umweltbehörde verfolgt eine andere Flächenpolitik. Sie kaufte in der Vergangenheit wertvolle Flächen auf und stellte sie unter Naturschutz.
Naturschutz hat natürlich eine Funktion für den Tier- und Pflanzenschutz, aber in einer Metropole hat er auch eine Funktion für menschliche Nutzungen, also zum Beispiel für die Erholung. Wir müssen auch aus ökologischen Gründen dazu beitragen, daß der Hamburger nicht in sein Auto steigen muß, um zur Erholung in die Heide zu fahren.
Fragen: Achim Fischer
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