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Global Player statt German Skipper

150 Jahre Hapag-Lloyd: Profitdenken ersetzt traditionellen Nationalismus  ■ Von Florian Marten

Ein zusätzliches halbes Monatsgehalt für alle 9.000 Beschäftigten und ein kräftiges Dividenden-Extra von 20 Prozent für die Aktionäre ist Hapag-Lloyd-Chef Bernd Wrede der 27. Mai 1997 wert: Heute vor genau 150 Jahren gründeten Hamburger Kaufleute die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Actiengesellschaft (Hapag). Der Bonus entspringt keiner traditionsbewußten Sentimentalität, sondern klugem Kalkül: „Da wird kräftig ins Wir-Gefühl investiert“, meint ein Firmeninsider.

Wo einst der Stolz verband, den deutschen Kaiser auf der „Imperator“spazierenzufahren oder Armutsflüchtlinge des deutschen Wirtschaftswunders in die USA zu schippern, herrscht heute das Profitdenken vor. Mag Claus Wilde, Herausgeber des traditionsreichen Reedermagazins Hansa noch so sehr über den „Verlust der Ethik“bei Hapag schimpfen: Heute fühlt sich das Unternehmen, das 1970 mit dem alten Bremer Erzrivalen Norddeutscher Lloyd zu Hapag-Lloyd fusionierte, nicht mehr als deutsch-nationales Unternehmen, sondern als „Global Player“, also weltweit aktives Unternehmen.

1982 führte Wrede den Konzern aus einer existenzbedrohenden Krise. Inzwischen hat er Hapag-Lloyd mit knallhartem Finanzmanagament und strategischer Neuausrichtung in ein profitables Reise- und Flugunternehmen verwandelt. Dem Ausbau von Reisebürokette und Flugzeugparks – hier werden in den nächsten Jahren fast 2,5 Milliarden Mark investiert – gilt längst oberste Priorität. Seit Hapag-Lloyd, dank Wrede, seine Schiffe konsequent ausflaggt, klingelt das Totenglöcklein der deutschen Seeschiffahrt: kaum ein deutscher Staatsangehöriger wird noch zum Seemann ausgebildet.

Reisebüros und Flugzeuge haben mittlerweile bei Gewinnanteil und Beschäftigten die Seeschifffahrt weit in den Schatten gestellt. Mit immerhin 53 Prozent des Umsatzes, erwirtschaftet von gerade mal 37 Prozent der Beschäftigten, ist der Seehandel aber immer noch das Rückrat von Hapag-Lloyd.

Wrede begründete seinen harten Rationalisierungskurs zwar viele Jahre lang mit angeblichen Verlusten in der Linienschiffahrt. Die Seeschiffahrt, welcher das Unternehmen Größe und früheres Wachstum verdankte, ist jedoch seit längerem wieder hochprofitabel. Seit kurzem dürfen Containerschiffe sogar offiziell wieder Gewinne machen. Was sich bisher hinter den Abschreibungstricks des deutschen Bilanzierungsrechts verstecken ließ, wird von Wrede mittlerweile wieder stolz präsentiert.

Nein, Konzentrationsdruck und Konkurrenz auf den Weltmeeren, so betonte er gestern, „machen uns nicht nervös“. Um am Tisch der „Global Players“mitspielen zu können, sprich sich mit anderen Großreedereien in Allianzen und Kooperationen zusammen zu tun, muß die eigene Ertragsstärke betont werden. Nicht immer macht das Eindruck: Als Hapag-Lloyd kürzlich den Lokalrivalen Hamburg-Süd zu einer Allianz verpflichten wollte, bei der die Reederei nur den Juniorpartner hätte spielen dürfen, machte die Oetker-Tochter nicht mehr mit. „Schade“, meinte Wrede gestern, „eine verpaßte Chance.“

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