: Heimvorteil für den alten Präsidenten
■ Vier WissenschaftlerInnen konkurrieren um den Chefposten der HWP
Präsidenten, die auf sechs Jahre Amtszeit zurückblicken können, haben es leicht, wenn sie sich erneut um den Chefposten an einer Uni bewerben. Lothar Zechlin präsentierte sich gestern ganz selbstverständlich als Hausherr der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP). Souverän schmiß er den Overhead-Projektor an, souverän zog er Bilanz. Ein Heimvorteil, der den anderen drei KandidatInnen, die gestern zur öffentlichen Anhörung in die HWP geladen waren, versagt blieb.
In den sechs Jahren seiner Präsidentschaft, so der 53jährige Jurist, sei es vor allem um ein klares Profil seiner Hochschule gegangen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und internationale Ausrichtung würden seither groß geschrieben. Doch nicht nur gute Kontakte ins Ausland – die HWP hat inzwischen 25 Partnerunis – kann sich Zechlin auf seine Fahnen schreiben. Er straffte die Organisation der Uni, sorgte für durchschaubarere Strukturen und effektivere Entscheidungsabläufe. Zechlins Fazit: Hochschulmanagement sei eine Sache, die auch er erst hätte lernen müssen. „Nu kann ich's und hab Lust weiterzumachen.“
Daß neben Zechlin kaum Platz für andere ist, bekam Beatrix Gromus schon vor der gestrigen Kandidaten-Kür zu spüren. Der alte Chef werde eh wiedergewählt, hörte die 49jährige von allen Seiten. „Mir wurde sogar geraten, meine Kandidatur besser wieder zurückzuziehen.“Die Psychologieprofessorin aus Freiburg, die derzeit freiberuflich in Hamburg als Psychologin arbeitet, ließ sich nicht abschrecken. Sie empfahl sich als „Profi in Sachen Moderation und Kommunikationsförderung“.
Auf den „Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden“setzte auch Anke Renning. Mit 38 Jahren ist sie die jüngste im Bunde der PräsidentschaftsanwärterInnen. Seit zwei Jahren leitet die Germanistin das Akademische Auslandsamt der FH Hildesheim. Die HWP „entspricht meinen Vorstellungen von einer Universität“, begründete sie unverblümt ihr Interesse an dem Chefposten.
Weitaus konturloser hingegen Heiner Timmermann. Allgemeinpolitisch fabulierte der 57jährige Historiker und Honorarprofessor an der Uni Jena über die Zukunft der Hochschulen, wurde er konkret zur HWP befragt, fiel ihm immer nur ein Satz ein: „Dazu kann ich nichts sagen, da habe ich zu wenig Informationen.“Für die Wahl zum Präsidenten, der am 3. Juni vom Konvent der HWP gekürt werden soll, wird das nicht reichen.
Karin Flothmann
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