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Palästina 40prozentig

■ Palästinenser sollen nur 40 Prozent ihres besetzten Landes erhalten

Jerusalem (dpa/AP/taz) – Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will den Palästinensern einem Zeitungsbericht zufolge weniger als 40 Prozent des Westjordanlandes abtreten. Weite Teile im Jordantal sowie um Jerusalem sollen unter der Kontrolle Israels bleiben, wie die israelische Tageszeitung Haaretz gestern berichtete. Netanjahu dementierte den Bericht, räumte aber ein, daß im Kabinett verschiedene Pläne diskutiert würden.

Laut Haaretz, die eine Landkarte mit der Grenzziehung auf der Titelseite druckte, sollen die Palästinenser weite Teile des zentralen Westjordanlandes erhalten. Dennoch wäre der südliche mit dem nördlichen Teil nicht direkt verbunden. Israel würde die Kontrolle über die jüdischen Siedlungen behalten. Derzeit befinden sich 27 Prozent des Westjordanlandes in den Händen der Palästinenser.

Der Chefunterhändler der Palästinenser mit Israel, Saib Erekat, erklärte dazu: „Das ist nicht akzeptabel.“ Netanjahu verhandele „mit sich selbst“. Er habe vergessen, „daß er einen Partner hat“. Der israelische Ministerpräsident sagte im Radio, für den Bericht gebe es keine Grundlage. Er habe niemandem eine Landkarte gezeigt, noch habe er selbst eine entworfen.

Netanjahu sagte gestern die Teilnahme an einer Zeremonie der Hebräischen Universität in Jerusalem ab, nachdem mehrere Professoren schriftlich erklärt hatten, Netanjahu verdiene die Einladung nicht. „Ich werde nicht dort auftreten, wo man systematisch versucht, mich zu verunglimpfen“, sagte der Regierungschef. In einem offenen Protestbrief erklärten die Professoren: „In seiner kurzen Amtszeit hat der Ministerpräsident Institutionen und Prinzipien gefährdet, die einer aufgeklärten Gesellschaft teuer sind und die Grundlagen der Demokratie darstellen.“ Ein solcher Ministerpräsident ehre die Universität durch seine Anwesenheit nicht, hieß es in dem Brief.

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