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KommentarLetztes Aufgebot

■ CDU spielt ihre kleinsten Trümpfe aus

Hinter den Kulissen der Fassade des CDU-Hauses am Wall kracht es. Daß Helmut Pflugradt zum Baustaatsrat hochgelobt werden soll, hat sogar in CDU-Kreisen ungläubiges Kopfschütteln hervorgerufen. Pflugradt habe nicht die Qualifikation, eine Verwaltung zu leiten, wird von Leuten gesagt, die es wissen müssen, und mit seiner Arbeitsmoral stünde es ebenfalls nicht zum besten. Zudem fiele der Politiker durch jede anspruchsvolle Sicherheitsprüfung, seitdem vor zwei Jahren gegen ihn wegen sexueller Nötigung eines jungen Belgiers ermittelt wurde. Das Verfahren wurde eingestellt, weil die Staatsanwaltschaft den Eindruck hatte, daß der Anzeigeerstatter ein unglaubwürdiger Strichjunge sei.

Daß die kritischen Stimmen in der CDU nicht gehört werden, hat einen schlichten Grund: Pflugradt ist der Kandidat des CDU-Landesvorsitzenden Bernd Neumann. Pflugradt tut seit Jahren, was Neumann sagt. So probte er in der letzten Zeit auf Geheiß des Landeschefs gemeinsam mit Perschau, Teiser, Schroers und Metz den Aufstand gegen den bisherigen Spitzenkandidaten Ulrich Nölle. Der gilt als zu weich und umgänglich mit dem Koalitionspartner. Noch vor der Wahl sollen die Weichen für Perschau gestellt werden.

Daß Neumann sich dazu seines alten Weggefährten Pflugradt bedienen muß, zeigt, daß die Bremer CDU ihre Personalpolitik schon lange ausgereizt hat. Kerstin Schneider

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