: Betr.: Wolfgang Hilbig
Wolfgang Hilbig, geboren 1941 in Meuselwitz im sächsischen Braunkohlerevier, wuchs bei einem analphabetischen Großvater, einem Bergmann, auf. Nach der Volksschule machte er eine Lehre als Bohrwerksdreher, wurde zur Nationalen Volksarmee eingezogen und arbeitete als Heizer, Erdarbeiter, Monteur, Hilfsschlosser und Aufräumer in einer Gaststätte. Über einen Zirkel schreibender Arbeiter und Lyrikseminare für die DDR-Arbeiterfestspiele fand er zum Schreiben, fiel aber wegen seiner politischen und künstlerischen Vorstellungen auf und konnte in der DDR nicht veröffentlichen. 1978 wurde er für einige Wochen verhaftet: Nach seiner ersten Publikation im Westen wurden ihm „Devisenvergehen“ vorgeworfen. 1985 übersiedelte er in die Bundesrepublik und lebt heute in Berlin-Prenzlauer Berg.
Hilbig, ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, schreibt schwere, düstere Texte, die von dem „scheinbar ganz ungerechtfertigten und künstlichen Horror“ erzählen, „der mir zur Verfügung steht“. Sie sind am Rand der Zivilisation angesiedelt, auf Müllkippen, im Braunkohleschlamm, in Heizungskellern, im „Abraum“ der Geschichte. Sein letzter großer Roman („Ich“, 1993) über einen Schriftsteller, der mit der Stasi kooperiert, behandelt Hilbigs ständiges Thema: die Simulation von Wirklichkeit und die Verwirrung der Identität. Im Frühjahr 1997 erhielt Hilbig den Lessing-Preis des Landes Sachsen. Seine Dankesrede, die zu einer drastischen Polemik gegen die Wiedervereinigung geriet, sorgte für heftige Reaktionen. Im Sommer erscheint eine Sammlung mit Erzählungen unter dem Titel „Die Angst vor Beethoven“. Foto: Claus Gretter
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