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Renoviertes Gotteshaus zu vermieten

Sonntags nie: St.-Johannis-Kirche Altona soll Veranstaltungszentrum werden  ■ Von Heike Haarhoff

„Vielleicht nehmen wir das Kruzifix ab und ersetzen es durch ein portables Kreuz.“Pastorin Irmgard Nauck ist auch zu ungewöhnlichen Schritten bereit. Sofern sie, denn das ist oberstes Ziel, der Rettung ihrer finanzschwachen St. Johannis-Kirche in Altona dienen. „Ja“, sagt Nauck, „wir wollen die Kirche künftig als Veranstaltungsort wochentags vermieten.“Und da könne das Kruzifix eben schon mal stören.

Die Idee, das evangelische Gotteshaus kommerziell für Kultur und Politik zu öffnen, entstand aus der Not heraus. „Wir befinden uns in einer katastrophalen finanziellen Lage“, klagt die Pastorin. Niemand aus dem Kirchenvorstand weiß, wie die gerade abgeschlossenen, sieben Millionen Mark teuren Renovierungsarbeiten an der Kirche wieder reingeholt werden sollen. Allein über Spenden der knapp 40 Gläubigen, die sich sonntags zum Gottesdienst versammeln, würde es nicht gehen. Da setzten sich Nauck und ihr Pastorenkollege Ulrich Hentschel zusammen und „gingen die Sache ganz betriebswirtschaftlich an“.

Herausgekommen ist der Plan, einen „eigenständigen Veranstaltungs-Betrieb“in Form einer GmbH zu gründen, an dem Kirchenvorstand, kulturelle Initiativen und Veranstaltungsagenturen beteiligt wären, und der sich um die Vermietung der Kirchenräume kümmern würde. „Bisher ist das noch nicht spruchreif, aber im Sommer sind wir wohl soweit“, kündigt Hentschel an.

Die Zustimmung des Vorstands liegt schon vor. Geklärt werden muß aber noch, ob und welche Veranstaltungen tabu sind. „Wir haben auch jetzt schon mal in der Kirche Discos gemacht, zuletzt am 1. Mai“, sagt Nauck. „250 Leute haben da abgezappelt.“Zuvor aber mußte jedesmal der Vorstand um Genehmigung gebeten werden. Künftig wird die Veranstalter-GmbH entscheiden. „Da muß vorher klar sein, was geht und was nicht.“Auf keinen Fall, beteuert Hentschel, „wollen wir die Kultur christianisieren“.

Auch räumliche Probleme sind lösungsbedürftig. Platz für Toiletten, Abstellräume, Garderobe oder Cafeteria hat das Gotteshaus nicht. Ein „Funktionsgebäude“soll, so Hentschel, deswegen auf der Grünfläche neben der Kirche hochgezogen werden. Erste Architektenentwürfe liegen schon vor; den letzten aber, so wurde vorige Woche am Rande des Altonaer Stadtplanungsausschusses berichtet, soll Hamburgs Oberbaudirektor Egbert Kossak mit den Worten „Da müßten ja Bäume für gefällt werden“vom Tisch gefegt haben.

Im August werden Altonas Bezirkspolitiker vor Ort über das Vorhaben befinden – Einwände werden nicht erwartet. Im Frühsommer 1998 dann, pünktlich zum 125. Geburtstag des Sakralbaus, hoffen Nauck und Hentschel, ihre „KulturKirche Altona“in Betrieb nehmen zu können.

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