: Aids: Kasse zahlt Viruszählung nicht
■ Kranke Hamburger Handwerker wollen gegen die Innungskrankenkasse klagen
Die Innungskrankenkasse (IKK) in Hamburg weigert sich, Aids-PatientInnen die Kosten für eine seit 1996 angewandte Blutuntersuchung zu bezahlen. Dabei bietet die sogenannte Virus-Last-Bestimmung im Zusammenhang mit den neuen Kombinationstherapien weit bessere Überlebenschancen. Fünf bei der IKK versicherte Hamburger Handwerker haben deshalb Widerspruch eingelegt, zwei von ihnen wollen den Kostenstreit notfalls auch vor dem Sozialgericht austragen.
„Es handelt sich um die entscheidende Methode, um bei HIV-Infizierten den richtigen Zeitpunkt für den Beginn einer Therapie nicht zu verpassen“, sagt Jens Jarke, ärztlicher Leiter der Aids-Beratungsstelle der Gesundheitsbehörde.
Bei der Laboruntersuchung wird die Virusmenge im Blut bestimmt. Eventuell stellt sich dabei heraus, daß die körpereigene Abwehr des Patienten den Kampf mit dem Virus noch ganz gut im Griff hat. Sind bestimmte Werte überschritten, ist eine Chemotherapie unumgänglich. Außerdem könne auf diesem Wege während der Aids-Therapie regelmäßig untersucht werden, ob das Virus von den Medikamenten tatsächlich ausgetrickst wird.
Alle anderen Versicherungen übernehmen die Kosten für diese Diagnostik. Die Blutuntersuchung kostet 290 Mark, die Kosten für Aids-Medikamente belaufen sich pro Patient auf bis zu 30.000 Mark jährlich. Letztere werden in der Regel anstandslos bezahlt. Michael Förstermann von der Innungskrankenkasse beruft sich bei den Ablehnungsbescheiden auf eine entsprechende Empfehlung des IKK-Bundesverbandes. „Uns ist dabei auch nicht ganz wohl“, sagt der Hamburger Sprecher der IKK.
Die Kasse war zuletzt in anderer Sache aktiv auf Mitgliederfang gegangen: Seit 1. Juni können sich die IKK-Versicherten im Rahmen des „Modellprojektes Naturheilverfahren“auch homöopathische Tropfen oder rhythmische Massagen der anthroposophischen Schule verschreiben lassen – sofern ein ausgebildeter Arzt die alternativen Heilversuche vornimmt.
Lisa Schönemann
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