Uni will „Abteilung Primaten-Forschung“

■ Nicht nur einen Primaten-Forscher wollen die Bremer Biologen, sondern mindestens vier / Auch Fachbereich Psychologie war behilflich / Akademischer Senat wußte nur von einem Fall

In der Auseinandersetzung zwischen Universität und Tierschutzbund ging es bisher immer um die Berufung eines Hochschullehrers für „Theoretische Neurobiologie“und dessen Experimente mit Primaten. Wie aus der taz vorliegenden vertraulichen Unterlagen der Universität hervorgeht, ist weit mehr geplant: Am „Institut für Hirnforschung“, das den Universitäts-Plänen zufolge erheblich vergrößert werden soll, ist eine ganze „Abteilung für Primaten-Neurophysiologie“geplant.

Der Makaken-Forscher Dr. Andreas Kreiter, der sich auf eine C4-Stelle für „Theoretische Neurobiologie“beworben hatte, ist in diesen Unterlagen schon als „Neurophysiologe“aufgeführt. Neben Kreiter will die Universität vier weitere Wissenschaftler berufen, die an Primaten experimentieren und im Kontext der Primaten-Experimente arbeiten. Auf eine Stelle für Neuobiologie soll die Münchener Wissenschaftlerin Petra Störig berufen werden. Gutachter Prof. H. Flohr, gleichzeitgig „Tierschutzbeauftragter der Universität“, lobt Störigs „anatomische Arbeiten am experimentell geschädigten Affengehirn“.

Der Fachbereich Psychologie mußte sich vor wenigen Wochen mit dem Thema Primatenforschung befassen. Das Max Planck-Institut Göttingen will nämlich dem Fachbereich für fünf Jahre einen Biologen kostenfrei überlassen, der seine Lehre bei den Psychologen ableistet, seine Experimente aber bei den Biologen durchführt. „Dieser Beschluß beinhaltet keine Befürwortung der Primatenforschung“, beschlossen die Wissenschaftler. Dr. Nothdurft, der Biologe um den es geht, ist ein Kollege Kreiters aus der Primatenforschung.

Und noch eine Neuerung soll es bei den Hirnforschern geben: Im Hinblick auf den in einigen Jahren in den Ruhestand gehenden Prof. Flohr soll vorab eine „Stiftungsprofessur“beantragt werden. Die Stelle soll so besetzt werden, daß eine „Einbindung in die Forschung am Ort“möglich ist. Schwerpunkt sollen u.a. Drogenexperimente werden. Aus dem Ausschreibungstext: „Beim sensitivierten Tier mißt man im Nucleus accumbens .. nach wiederholter Suchtmittelgabe...“Das Wort „Primaten“fehlt an dieser Stelle. Daß die Experimente mit Salamandern, mit denen die Biologen bisher arbeiten, ausgeführt werden sollte, ist allerdings auszuschließen – immerhin will man dabei mit Kliniken zusammenarbeiten, das bedeutet: Erkenntnisse über das menschliche Gehirn sammeln.

Das wären schon vier Primaten-Forscher für den geplanten Forschungsschwerpunkt, der - so steht es in einem vertraulichen Protokoll der Gesundheitsbehörde, „seit Mitte 1996“an der Universität intern vorbereitet wird. Die Senatorin wurde laut Protokoll „über diese nicht-öffentlichen Informationen jeweils sofort informiert“. Aber nicht einmal der Akademische Senat weiß Bescheid. Zunächst sollen 10 Primaten an der Universität gehalten werden, das Gehege wird aber auf Zuwachs geplant: „Diese Zahl könnte sich später etwas erhöhen, wenn weitere Forscher hierher berufen werden“, so ist der Behörde von der Uni mitgeteilt worden.

Dem Akademischen Senat, der sich vor Wochen erstmals mit der Berufung von Kreiter befaßte, hatte man diese Hintergründe nicht mitgeteilt. Aufgrund der öffentlichen Diskussion hat die Universität allerdings die Verhandlungen über die Ausstattung des Primatenlabors angeghalten. K.W.