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Radfahrer, aufsteigen!

Mobil ohne Auto: Mit einer Sternfahrt wollen alternative Verkehrsverbände auf die miese Fahrradpolitik in Hamburg hinweisen  ■ Von Achim Fischer

Note: „mangelhaft“, urteilt die Stiftung Warentest über Hamburgs Fahrradpolitik. Und die schlechte Infrastruktur für Radfahrer ist – ausnahmsweise einmal – nicht mit mangelndem Geld zu erklären. Eher mit dem ineffektiven Einsatz der Mittel. „Es wird immer wieder Geld aus den Radverkehrstöpfen für unsinnige Baumaßnahmen ausgegeben“, sagt Ulf Dietze, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Hamburg. Mit einer Sternfahrt am morgigen „Mobil-ohne-Auto“-Tag wollen alternative Vekehrsverbände auf die Situation für Fahrradfahrer in Hamburg aufmerksam machen (s. Kasten).

Beispiele für unsinnige Bauprojekte kennt Dietze genug. So würden immer wieder für zigtausende Mark schmale Radwege neben schmalen Gehwegen angelegt oder erneuert – „obwohl jedem Planer bekannt ist, daß dies nicht ohne Konflikte funktionieren wird“. Oder, noch schlimmer: Der Bürgersteig wird zum gemeinsamen Rad- und Fußweg erklärt.

Am sichersten, so zeigen es die Ergebnisse der Unfall-Forschung, sind Radfahrer auf der Straße, auf eigenen Radfahrspuren. Große Investitionen sind dafür nicht nötig. Allenfalls ein paar hundert Mark für Pinsel und Farbe. „Dafür muß man aber den politischen Willen haben“, so Dietze, „damit man dem Autoverkehr auch mal eine Spur wegnimmt.“Geeignete Straßen dafür gebe es in Hamburg genug. Etwa die vierspurige Gründgensstraße oder die Fabriciusstraße. Selbst auf engeren Trassen lassen sich Radspuren auf der Fahrbahn einrichten, als sogenannte „Angebotsstreifen“mit gestrichelter statt durchgezogener Linie. Wird es für zwei entgegenkommende Autos zu eng, dürfen sie die Linie kurz überfahren.

Ein ewiges Ärgernis sind für den ADFC außerdem die „Verschwenkungen“der Radwege vor Kreuzungen. In der Regel werden die Spuren ein paar Meter vor der Kreuzung von der Fahrbahn weggeführt, in die Seitenstraße hinein. Autofahrer übersehen daher beim Rechtsabbiegen häufig geradeaus rollende Radler. „Spätestens zwanzig Meter vor der Kreuzung müssen die Radwege ganz dicht an die Fahrbahn herangeführt werden“, fordert Dietze. Gleiches steht auch in den Planungsrichtlinien der Stadt.

Die Stiftung Warentest kritisierte in ihrer Untersuchung, auf Hamburgs Radstrecken sei nicht zügig voranzukommen, das Leitsystem sei völlig ungenügend. Auch der ADFC drängt darauf, ein systematisches, ausgeschildertes Wegenetz einzurichten, das die Stadtteile miteinander verbindet. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat der Senat vor wenigen Wochen unternommen. Er hat eine 4,5 Kilometer lange „Velo-Route“zwischen Lokstedt und Uni beschlossen.

Viele Probleme ließen sich von vornherein vermeiden, wenn Radfahrer rechtzeitig in die Planungen einbezogen würden. „Die Behörden machen hier immer ein Geheimnis aus ihren Planungen. Und später sind sie über unsere Kritik überrascht.“In Niedersachsen wird der ADFC als Träger öffentlicher Belange in die Verfahren mit einbezogen.

Und dennoch: „Es findet ein Umdenken statt“, freut sich Dietz. Es seien auch positive Ansätze zu verzeichnen – etwa die eine oder andere Einbahnstraße, die für Radfahrer in der Gegenrichtung geöffnet wird, die eine oder andere Rad–spur auf der Fahrbahn, die Fahrradhäuschen in der ganzen Stadt oder die zahlreichen Abstellplätze für Räder an S-Bahn-Haltestellen. „Es wird besser“, meint denn auch ADFC-Vorsitzender Dietze zur Note „mangelhaft“der Stiftung Warentest.

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