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Bremens Pädiatrien im Wettstreit

■ 50 Kinderklinik-Betten müssen eingespart werden. Trifft es „Sankt-Jürgen“oder „Links der Weser“? Dort ist heute Protest

Die Eltern aus Bremens Süden und Umzu kämpfen für die Kinderklinik Links der Weser (LdW): Vor Einkaufszentren und Supermärkten in Habenhausen, Brinkum, Arsten, Kattenturm sowie vor „Toys'R'Us“in der Neustadt werden sie heute Unterschriften sammeln. Gerda Mardones – unter anderem Mutter – bringt die Sache auf den Punkt: „Für meine chronisch kranke Tochter gibt es in Bremen keine fachliche Alternative zum LdW – ich habe über zehn Jahre mit anderen Krankenhäusern einschlägig schlechte Erfahrungen gemacht.“

Bis Ende des Jahres muß Bremen den aktuellen Landeskrankenhausplan erfüllen, der vorsieht, im Bereich der Pädiatrie (Kinderheilkunde) weitere 50 Betten einzusparen. Seither befinden sich Bremens drei kommunal geführte Kinderkliniken – in Bremen-Nord, im Krankenhaus St.-Jürgen-Straße und Links der Weser – zumindest in der Öffentlichkeit im Wettstreit. Die Angst, daß ganze Fachabteilungen oder gar Häuser geschlossen werden, spukt durch die Stadt, frisch genährt durch den Vorstoß der Ersatzkassen, die genau dieses für den nächsten Landeskrankenhausplan fordern (s.a. Interview rechts).

Eine Entscheidung über die Krankenhausentwicklung sei – auch im Pädiatrie-Bereich – noch nicht getroffen, so Gesundheitssenatorin Tine Wischer (SPD). Anfang der Woche saßen die Klinikchefs der betroffenen Häuser in der Behörde, um für den Erhalt ihrer Kinderklinik zu plädieren. Franz Böhmert, Ärztlicher Direktor im Zentralkrankenhaus LdW, gibt sich solidarisch in seinem Resümee: „Alles ist offen. Wir gehen aber davon aus, daß unsere Kinderklinik erhalten bleibt. Deshalb haben wir sie auf einen hohen Stand gebracht.“

Links der Weser hat sich vor allem im Bereich Kinder-Kardiologie spezialisiert; die ganze Kinderklinik wurde vor gut einem Jahr umgebaut und renoviert. 92,1 Prozent Auslastung verzeichnete das Klinik-Controlling in der Pädiatrie, für '95 – '96 waren es 89 Prozent.

Eltern bescheinigen der LdW-Kinderklinik eine sehr gute Mutter-Kind-Versorung, gute Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal, ein Gefühl von Familiarität auf der Station. „Es gibt sonst nichts im Bremer Süden“, sagt Gerda Mardones, inzwischen erste Vorsitzende des Eltern-Vereins „Für den Erhalt der Kinderklinik LdW“, der sich diese Woche spontan gründete. Peter Erlanson, LdW-Personalratsvorsitzender, hält auch eine Ärzte-Kooperation mit dem ZKH St.-Jürgen-Straße (wie sie bereits zwischen St.-Jürgen und dem Sankt-Josephs-Stift praktiziert wird) für utopisch: „Die Entfernung ist zu groß.“

Doch zwischen St.-Jürgen (125 Pädiatrie-Planbetten) und LdW (55) wird die 50-Betten-Reduzierung entschieden. „Sankt-Jürgen steht wegen seiner Größe nicht in Gänze zur Disposition“, stellt Holger Bruns-Kösters, Sprecher der Gesundheitsbehörde, klar. „Das LdW muß geschlossen oder Sankt Jürgen abgespeckt werden.“ sip

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