: Politparty vor Synagoge
■ Juden feierten 30 Jahre „vereinigtes“ Jerusalem. Araber protestierten
Berlin (taz) – Ignatz Bubis bedankte sich bei den Gegnern. „Ohne die Proteste wäre das Jom- Jeruschalaijm-Straßenfest wohl nie ein so großer Erfolg geworden.“ Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden reagierte damit auf die heftige Kritik des palästinensischen Generaldeligierten in Bonn, Abdallah Frangi, der das gestrige Straßenfest in Berlin als „massive Provokation“ aller Araber, Palästinenser und Moslems bezeichnet hatte.
Aus Anlaß des 30. Jahrestages der „Wiedervereinigung“ Jerusalems hatten der Bundesverband Jüdischer Studenten und die Jüdische Gemeinde zu Berlin zu einer Party vor die Neue Synagoge geladen, um einerseits zu zeigen, daß jüdisches Leben in Berlin wieder präsent ist, und andererseits an das „vereinte“ Jerusalems zu erinnern. 1967 hatte die Armee unter Jitzhak Rabin und Mosche Dayan im Sechs-Tage-Krieg Ost-Jerusalem erobert. Salah Abo-Abed, Vorsitzender der Palästinensischen Gemeinde Berlin, bezeichnete die Ereignisse von 1967 dagegen als „eine unrechtmäßige Besetzung Ost-Jerusalems durch die Israelis“.
In die Kritik geraten war vor allem der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, der die Schirmherrschaft über das Fest übernommen hatte. „Die offizielle Unterstützung durch den Senat stellt eine eindeutige und einseitige Stellungnahme dar“, kritisierte Abo-Abed. Das Klima zwischen den 70.000 in Berlin lebenden Arabern und den 10.000 Juden in Berlin werde dadurch „vergiftet“. In einer Stellungnahme wies Diepgen die Vorwürfe zurück. Mit der Schirmherrschaft habe er keine Stellungnahme zu Statusfragen abgeben wollen. Als Bürgermeister einer lange geteilten Stadt begrüße er es, daß sich seit diesem Zeitpunkt alle Bewohner Jerusalems wieder frei im gesamten Stadtgebiet bewegen könnten.
Mehr als 2.000 Berliner Juden und Nichtjuden feierten gestern bei koscherem Essen und Live- Musik eine ausgelassene Party. Die Veranstaltung wurde wegen der politischen Brisanz von Polizisten stark bewacht. Jens Rübsam
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