Gewaltiges Zerrbild

■ Senat hat nachgerechnet: Hamburg ist keine Hochburg brutaler Jugendlicher

Hamburg, die Hochburg gewalttätiger Jugendlicher? Der Senat versucht mit dem Zerrbild einer Stadt voller Jugendbanden und schwerbewaffneter Kids aufzuräumen. In der Antwort auf eine Große Anfrage der CDU läßt er Zahlen sprechen: 98,5 Prozent der unter 21jährigen sind danach noch nie mit Gewalttaten in Erscheinung getreten. Das heißt, daß lediglich 1,5 Prozent aller Hamburger Jugendlichen durch einen Raub, eine Körperverletzung oder den Einsatz von Waffen aufgefallen ist.

Wird in der Hansestadt ein Gewaltverbrechen begangen, gehören zwar immer häufiger Jugendliche zu den Tatverdächtigen. Lag der Anteil der unter 21jährigen 1992 noch bei 36,7 Prozent, ist er im Vorjahr auf 41,0 Prozent angestiegen. Nach der Polizeilichen Kriminalstatisitk (PKS), auf die sich die Große Anfrage im wesentlichen stützt, sind weit jugendtypischer dennoch andere Straftaten: Bagatelldelikte wie Ladendiebstahl und Schwarzfahren. Während nur 2 Prozent der jugendlichen Straftäter einen Straßenraub und nur 5 Prozent eine Körperverletzung begeht, fallen 32 Prozent durch einfachen Ladendiebstahl auf.

Auch im Bundesdurchschnitt fällt Hamburg keinesfalls aus dem Rahmem. Der Senat räumt wohl ein, daß in Metropolen wie Berlin oder Hamburg der Anteil der unter 21jährigen Tatverdächtigen besonders hoch sei. Dennoch nehme Hamburg im Ländervergleich mit 28,5 Prozent in der Mitte zwischen Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern und Schlußlicht Hessen einen Durchschnittsplatz ein.

Ablesbar aus der PKS sei ferner, daß unter deutschen Jugendlichen die Kriminalitätsrate gestiegen sei, während sie bei ausländischen Jugendlichen abgenommen habe. Elke Spanner