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Theaterdonner vorerst vertagt

■ Finanzkrise am Metropol-Theater: Radunski und Intendant Kollo verabreden nach gestrigem Treffen weitere Gespräche

Der Konflikt zwischen der Kulturverwaltung und dem Intendanten des Metropol-Theaters, René Kollo, über die Finanzsituation der Bühne findet seine Fortsetzung im nächsten Akt. Nach einem ersten Treffen gestern mit dem Intendanten will Kultursenator Peter Radunski (CDU) weitere folgen lassen. Über den Inhalt des Gesprächs und die Termine für kommende Verhandlungen ließ die Kulturverwaltung jedoch nichts verlauten. Klar bleibe für Radunski, sagte dessen Sprecher Axel Wallrabenstein, „daß die Arbeit am Metropol-Theater weitergehen wird. Dies war immer die Absicht des Kultursenators.“

Um den Fortgang der Gespräche nicht zu gefährden, sei vereinbart worden, keine Stellungnahmen abzugeben. Eine Sprecherin des Theaters bestätigte das Treffen, wollte aber auch keine Angaben über den Verlauf machen. Kollo war am Wochenende gegen Radunski vorgeprescht. Der Sänger und Indendant hatte der Kulturverwaltung vorgeworfen, die jetzige krisenhafte Lage am Metropol-Theater mit verschuldet zu haben. Statt die Subventionen für das zweitgrößte Bühnenhaus der Stadt auf dem derzeitigen Stand zu halten, wolle der Senat die Mittel in den nächsten Jahren herunterfahren.

1996 seien Zuschüsse in Höhe von 34 Millionen Mark verabredet gewesen. „Plötzlich heißt es“, so Kollo, „die Zuschüsse werden von 34 auf 30, dann 29 und schließlich auf 25 Millionen Mark gekürzt.“ Er wolle den Senat „jetzt zum Handeln zwingen“. Ob und wie der Spielbetrieb nach der Sommerpause weitergeführt werden könne, sei „völlig offen“, ebenso ob und wie viele Mitarbeiter entlassen werden müßten.

Für Unruhe unter den 380 Bühnenmitarbeitern hatte auch die Ankündigung Kollos gesorgt, seine Mehrheitsanteile am Theater dem Land anzubieten. Die Kulturverwaltung lehnt dies bislang ab, da dem Haus sonst der Konkurs drohe. Nach Ansicht Radunskis sind die Zuwendungen für das Metropol-Theater korrekt. Prüfungen hätten ergeben, daß die Spielstätte mit den besagten Mitteln auskommen könne, so Wallrabenstein. Voraussetzung sei allerdings, daß die Ressourcen des Hauses, wie beispielsweise die Werkstätten, wirtschaftlich genutzt würden, anstatt kostenintensive Leistungen von außen einzukaufen.

Wallrabenstein wies in der Tageszeitung Die Welt die Kritik Kollos zurück, der Senat trage Mitschuld an der Finanzmisere. Kollo habe bei der Vertragsunterzeichnung alle Zahlen gekannt, Nachbesserungen kämen nicht in Frage. Rolf Lautenschläger

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