: Edeldroge Kokain
■ Erste Beratungsstelle für Kokser
Seit Basic Instincts in den Kinos war, wissen wir Bescheid: Auf dem Edelklo der Edeldisko nimmt Sharon Stone eine Nase voll weißes Pulver. Denn: „Sex kommt unheimlich gut auf Koks.“Kokain, das ist – anders als Heroin – die Droge der Kreativen, Schönen, Erfolgreichen.
Doch mittlerweile hat sich „der Kreis ausgeweitet“, ist die Erfahrung des Psychologen Nicolai Ess-berger von der Beratungsstelle Seehaus-Projekt. Inzwischen koksen auch Angestellte, Studierende und Schichtarbeiter. Allen gemeinsam ist aber ihr Selbstbild: „Sie verstehen sich nicht als Loser, haben meist eine Berufsausbildung und sind sozial gut integiert.“Und: Der Konsum der Droge, die im Gegensatz zu Heroin aufputscht, nimmt dramatisch zu. Inzwischen sei mehr Kokain als Heroin im Umlauf, schätzt Essberger.
Abgesehen von Junkies und Methodon-Substituierten, die Kokain zusätzlich nehmen, gehören die Kokser zu einer völlig anderen Szene. An sie richtet sich das neue und in Hamburg einmalige Beratungs- und Therapieangebot des Seehaus-Projekts. Körperliche Entzugserscheinungen gibt es bei Kokain nicht. Allenfalls rutsche ein Kokser nach dem Hochgefühl, der Angstlosigkeit, dem scheinbaren Fluß an Ideen und Worten in eine Depression ab. Das Seehaus bietet daher Psychotherapie und unterstützende Akkupunktur.
Ähnlich wie Alkoholabhängigen falle es Koksern schwer, sich ihre Sucht einzugestehen, so Essberger. Viele konsumieren „quartalsmäßig“, vorzugsweise am Wochenende, „da können schon mal 1000 bis 2000 Mark draufgehen.“Denn Kokain ist nicht nur, was den ursprünglichen KonmsumentInnen-Kreis angeht, sondern auch, was den Preis betrifft, eine Edeldroge.
sim
Kokain-Beratung, telefonisch oder leibhaftig, anonym oder nicht: Mi 17 bis 19 Uhr
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