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Protest gegen Love Parade weitet sich aus

■ Frankfurter Techno-DJ ruft ruft am 12. Juli zur Teilnahme an „Hate Parade“ auf

Auch in Hessen formiert sich Protest gegen die Love Parade in Berlin. Der Frankfurter Techno- Diskjockey Martin Kliehm – DJ „Trauma XP“ – hat zu einer Gegendemonstration mit dem Titel „Hate Parade“ aufgerufen. Wie berichtet, prüft das Verwaltungsgericht zur Zeit, ob der für den 12. Juli geplante Umzug von Techno-Fans auf der vorgesehenen Route durch den Tiergarten stattfinden kann.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte das Verfahren zusammen mit Anwohnern der geplanten Wegstrecke angestrengt. Die Kläger wenden sich gegen Lärmbelästigung und Umweltverschmutzung, die Hunderttausende von Besuchern der Love Parade jedes Jahr verursachten.

Der Frankfurter Kliehm wirft den Veranstaltern rund um den Berliner DJ „Dr. Motte“ vor allem eine Kommerzialisierung des Umzugs vor. Mit der ersten Parade 1989, bei der es um das Gemeinschaftgefühl einer ganzen Generation gegangen sei, habe die Veranstaltung inzwischen nicht mehr viel gemein. So duldeten die Veranstalter zwar, daß professionelle Musiker wie die deutschen Techno- Stars „Scooter“ und „Marusha“ die jubelnden Fanmassen als kostengünstige Kulisse für ihre Musikvideos benutzten, andererseits würden aber die Anhänger des „Gabber und Hardcore“, einer härteren Spielart elektronischer Musik, „bewußt ignoriert oder unterdrückt“. Er solle 4.000 Mark an die Veranstalter zahlen, wenn er seinen Musikwagen in den Zug integrieren wolle, sagte Kliehm. Das sei nicht einzusehen, handele es sich bei der Love Parade doch offiziell um eine politische Demonstration, die jedermann offenstehen müsse.

Auch der Frankfurter DJ und Produzent „Ata“, eine regionale Größe in der elektronischen Musik, äußerte Vorbehalte gegen die Love Parade. 1996 habe er dort zwar noch Platten aufgelegt – dieses Jahr aber werde er nicht nach Berlin fahren. „Das ist alles viel zu groß geworden und hat mit der ursprünglichen Subkultur nichts mehr zu tun.“

Kliehm erwartet 500 bis 1.000 Teilnehmer zu der Gegendemonstration, die zeitgleich mit der Love Parade am Bunker in Berlin-Mitte starten soll. Er betonte aber, daß er sich trotz des gleichlautenden Mottos „Hate Parade“ von den Autonomen distanziere, die unter diesem Slogan gegen den Techno- Umzug mobilisieren. dpa, taz

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