: Minestrone mit Verwicklungen
■ Die Hamburger Regisseurin Angelina Maccarone dreht wieder und „Alles wird gut“
Angelina Maccarone (31) wurde bekannt durch ihre lesbische Coming-out-Komödie Kommt Mausi raus?, die 1996 zur besten Sendezeit in ARD lief. Jetzt führt die Hamburger Drehbuchautorin zum ersten Mal selbst Regie. Die taz traf sie mitten in den Dreharbeiten zur NDR-Produktion Alles wird gut.
taz: Worum geht es in „Alles wird gut“?
Angelina Maccarone: Es ist eine Srewballcomedy. Also eine schnelle Komödie mit Verwicklungen, in der Menschen, die eigentlich nicht zusammenpassen, unweigerlich zusammenfinden müssen. Bei mir und Fatima El-Tayeb, mit der zusammen ich das Buch geschrieben habe, sind das Nabou und Kim, die nichts gemeinsam haben außer der Tatsache, daß sie als Afrodeutsche, als schwarze Deutsche, dem alltäglichen Rassismus ausgesetzt sind. Nabou ist eine arbeitslose Lebenskünstlerin mit dem verzweifelten Wunsch, ihre Ex-Freundin zurückzugewinnen, die andere ist eine coole Karrierefrau auf dem Weg nach ganz oben.
Also wieder eine Lesbengeschichte?
Letztendlich läuft es immer darauf hinaus, weil ich das, was zwischen Frauen passiert, interessanter finde als das, was zwischen Männern und Frauen passiert. Zwischendurch kann ich auch mal Hetero-Stories erzählen, wenn mich irgendein anderer Aspekt daran interessiert. Aber es gibt sowieso kaum Lesbenfilme, vor allem zu wenige, die ich amüsant finde.
Ich habe mich auch lange mit der Frage beschäftigt, ob die Mainstream-Lesben-Komödie ein unauflöslicher Widerspruch ist. Das Genre Komödie läßt sich ja geschickt dafür nutzen, über die Darstellung der Absurdität bestimmte Normen aufzubrechen. Bei Kommt Mausi raus? habe ich das versucht. Der Mainstream funktioniert, weil er Bedürfnissen der Schaulust entspricht. Deshalb fülle ich so gerne alte Formen mit neuen Inhalten.
Mußten die Darstellerinnen von Nabou und Kim für ihre Rollen noch viel recherchieren?
Also, wenn du wissen willst, ob sie lesbisch sind ... (lacht). Ich habe sie nicht nach ihrer sexuellen Präferenz gefragt, bevor ich sie engagiert habe. Das würde ich nie machen. Entweder eine ist Schauspielerin oder nicht. Da ist mir dann auch egal, was sie privat veranstalten. Und recherchiert, naja, ich glaube, die haben heimlich geübt (lacht). Beide sind toll. Kati Stüdemann spielt Nabou, und Chantal de Freitas habe ich neben Katja Riemann in Stadtgespräch gesehen und wußte, das ist Kim.
Was ja leider immer noch sehr ungewöhnlich ist: Du arbeitest mit einem rein weiblichen Kamerateam.
Ja, ich bin völlig begeistert. Kamerafrau Judith Kaufmann ist ziemlich genial. Der Film bekommt durch ihre Art von Licht oder ihre Art der Kamerabewegung eine ganz eigene Qualität.
Warum drehst du fürs Fernsehen und nicht fürs Kino?
Würde ich gerne, aber das Geld! Finde mal einen Verleih. Ohne den läuft nichts. Der NDR bezahlt den Film komplett. Und gegen so eine Vollfinanzierung wehre ich mich nicht.
Du schreibst auch Musik und Texte ...
Ja, mit 14 Jahren habe ich damit angefangen. Mit 21 hatte ich mal einen einzigen Gig mit einer Frauencombo ohne Namen. Viel bleibt in der Schublade. In den letzten zehn Jahren habe ich aber auch rund 20 Songs für Udo Lindenberg geschrieben und auch mal was für die Punkkapelle Roh.
Film und Musik – hast du für all das Zeit?
Im Moment ist das natürlich schwierig. Wenn wir mit Alles wird gut im Schneideraum sind, habe ich endlich wieder Zeit, einen Song zu schreiben. Mit zu den Gesangsaufnahmen ins Studio zu gehen, ist auch eine hervorragende Übung für Film-Regie, weil du sehr gut zuhören mußt. Und das nächste Drehbuch – Helgoland, Babylon – liegt auch schon bereit. Das müssen meine Co-Autorin und ich im Juli noch umschreiben.
Worum geht's?
Eine tragische Geschichte mit komödiantischen Anteilen, die auf Helgoland spielt. Eigentlich die Geschichte einer Frauenfreundschaft, aber der NDR hat schon nachgefragt, ob es nicht lieber eine lesbische Geschichte sein könne ... (schmunzelt).
Ist Angelina Maccarone dein KünstlerInnen- oder dein echter Name?
Natürlich mein echter. Deshalb heißt im Film Nabous Mitbewohnerin auch Giuseppa Minestrone.
Fragen: Tina Fritsche
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