: Wer bietet 2 Pfennige?
■ HEW bestätigen Atom-Gegnern: Gaskraftwerke sollen Akws ersetzen
Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) sehen die Chance, ohne betriebswirtschaftlichen Verlust aus der Atomenergie auszusteigen. Das bestätigte gestern HEW-Chef Manfred Timm auf der Hauptversammlung des Unternehmens. Die Strategie des Konzerns: Atomkraftwerke sollen durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Timm bestätigte damit ein Ausstiegskonzept, das ihm die Aktionäre im Dienste des Ausstiegs (AIDA) gestern vorgelegt haben (s. taz vom 19.6.).
Nach Berechnungen der AIDA wäre ein neues Gaskraftwerk trotz der Neubaukosten billiger zu betreiben als ein bestehender Atommeiler. Voraussetzung: Der Gaspreis liegt nicht über zwei Pfennigen je Kilowattstunde. Timm bestätigte gestern die Berechnungen der Atomkraftgegner: „Die GuD-Anlagen (Gas- und Dampfturbinen; die Red.) rechnen sich nicht gegen die Atomkraftwerke. Noch nicht, bei einem derzeitigen Gaspreis von mehr als zwei Pfennigen.“
Nach Angaben Timms zahlen die HEW derzeit 2,5 Pfennige pro Kubikmeter. „Besorgen Sie uns einen Vertrag über 1,5 Pfennige, festgeschrieben auf 15 Jahre, und ich unterzeichne sofort“, rief er den AIDA-Aktionären zu. Sobald ein Gaskraftwerk billiger zu betreiben sei als ein Akw, würden die HEW die Atommeiler Stade oder Brunsbüttel stillegen, versprach Manfred Timm.
Experten wie Wilhem Wick vom größten deutschen Energiekonzern RWE gehen davon aus, daß der Gaspreis in den kommenden Jahren auf etwa 1,5 Pfennige sinken wird, da die Europäische Union auf dem Gasmarkt mehr Konkurrenz einführen möchte. „Vielleicht in zehn, fünfzehn Jahren“erlaubten die Gaspreise den Atomausstieg in Hamburg, spekulierte Timm. „Das kann in fünf Jahren sein, vielleicht auch schon in zwei Jahren“, schätzte Umweltsenator Fritz Vahrenholt, der Vorsitzende des HEW-Aufsichtsrates. „Das Problem ist dabei nicht so sehr, ob wir 1,5 oder 2 Pfennige bezahlen müssen, sondern ob dieser Preis langfristig gesichert ist.“
Zwei Pfennige, garantiert für fünfzehn Jahre – entsprechende Verträge lassen sich nach Überzeugung von AIDA sofort abschließen. „Die Gaslieferanten wollen sich jetzt langfristige Verträge sichern, da sie sinkende Gaspreise befürchten“, sagt Grosse-Wiesmann. „Aber dazu muß man ernsthaft verhandeln.“ Achim Fischer
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