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Inspekteure der UNO stürmen Kirche in Bagdad

■ Die Suche nach versteckten irakischen Waffen führt zum Eklat. Die US-Regierung will im Sicherheitsrat eine Resolution gegen Bagdad durchbringen

Bagdad/New York (AP/dpa) – Auf der Suche nach Waffendepots haben UN-Inspekteure am Mittwoch eine christliche Kirche und zwei Klöster in der irakischen Hauptstadt Bagdad gestürmt. Die mit der Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens von 1991 beauftragten UN-Mitarbeiter seien gewaltsam und unter dem Protest von Priestern, Mönchen und Nonnen in die Gebäude eingedrungen, meldete die amtliche irakische Nachrichtenagentur INA. In New York erklärte der Leiter der UN-Kommission zur Vernichtung der irakischen Massenvernichtungswaffen (UNSCOM), Rolf Ekeus, den der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) angehörenden Inspekteuren sei ein „schrecklicher Fehler“ unterlaufen. „Wir entschuldigen uns dafür“, sagte Ekeus.

Bischof Immanuel Dele, ein Oberhaupt der chaldäischen Christen im Irak, berichtete vor Journalisten: „Wir haben ihnen (den Inspekteuren) erklärt, daß es sich um einen heiligen Ort handelt, aber sie wollten einfach nicht zuhören.“ Die Eindringlinge hätten das Kirchengebäude und die benachbarten Klöster, in denen 37 Nonnen untergebracht seien, durchsucht, aber nichts gefunden.

Mit dem Vorfall haben die Spannungen zwischen den UN-Inspekteuren und der irakischen Führung weiter zugenommen. In der vergangenen Woche beklagten Inspekteure, ihre Hubschrauberflüge würden behindert. Gestern beriet der UN-Sicherheitsrat über das Thema. UNSCOM-Chef Ekeus informierte den Rat ausführlich über die neuen Vorfälle. Demnach verwehrten irakische Behörden den UN-Inspektoren wiederholt den Zugang zu Anlagen oder zu Unterlagen, von denen sich die UNSCOM Hinweise auf biologische, chemische und nukleare Waffen erhoffte. Für Ekeus sind die Behinderungen der Inspekteure eine „klare Verletzung“ von UN-Auflagen, die der Irak am Ende des Golfkrieges akzeptiert hatte. Wenn die irakische Führung sich das Recht nehme, den UN- Kommissaren die Bedingungen für ihre Nachforschungen zu diktieren, sei das „eine Herausforderung an das Waffenstillstandsabkommen und an die UNO“. Unter anderem seien den Inspekteuren Gespräche mit fünf „sehr wichtigen Personen“ verweigert worden, die biologische und chemische Waffen entwickelt hatten.

Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen widersprach China Ekeus im Sicherheitsrat und plädierte dafür, „die legitimen Wünsche des Irak nach Sicherheit und Souveränität“ zu berücksichtigen. Dagegen wollen andere Mitglieder unter der Initiative der USA einen Resolutionsentwurf einbringen.

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