: Sparkonzept zu Lasten der Umwelt
■ Die A17 in Sachsen soll Landschaftsschutzgebiete durchschneiden. Derzeit wird der erste Bauabschnitt geplant
Dresden (taz) – Die Autobahn A17 von Dresden nach Prag, ein Verkehrsprojekt Deutsche Einheit, verkommt zum Billigbau. Mängel beim Umweltschutz macht die Dresdner Grüne Liga im Planfeststellungsverfahren für den ersten Bauabschnitt aus. Am 24. Juni endet die Einspruchsfrist.
Dresdens Umweltderzernent Klaus Gaber (Bündnis 90/Die Grünen) kritisiert das Genehmigungsverfahren für diese „fragwürdige Trasse“. Die Planfeststellungsverfahren behandeln jeweils nur Teilstücke. „Raumordnerische Aspekte dieser Autobahn sind aus dem Verfahren völlig herausgefallen.“ Dazu zählen die Durchschneidung mehrerer Landschaftsschutzgebiete, die von der Mehrheit der Dresdner per Bürgerentscheid gewünschte Trassenführung in Stadtnähe und die Verkehrsprognosen. Allein auf dem 3,6 Kilometer langen ersten Trassenabschnitt sollen den Planungsunterlagen zufolge jährlich 32.000 Tonnen Kohlendioxid emittiert werden.
Die Grüne Liga will im ersten Planungsabschnitt die Gesamttrasse in Frage stellen. „Beteiligen können sich alle, die sich von dem Milliardenprojekt und seinen ökologischen Folgen betroffen fühlen“, erklärt Thomas Neubauer von der Initiative „Umwelt und Verkehr im Oberen Elbtal“. Betroffene, deren Einwendungen im Planfeststellungsbeschluß ignoriert werden, können beim Oberverwaltungsgericht klagen.
Die Planungsunterlagen für den ersten Bauabschnitt geben die Sparlinie für die Gesamttrasse vor – zu Lasten der Umwelt. Eine ursprünglich mit 300 Meter Länge vorgesehene Brücke wird das Landschaftsschutzgebiet Zschonergrund nur noch auf 190 Metern überspannen, der Rest wird mit einem 75 Meter breiten Erdsockel aufgeschüttet, mit weiträumigen Folgen für die Landschaft.
Gespart werden soll auch beim Grundwasserschutz. Im Dammbereich der Trasse soll laut Planungsunterlagen „auf die Fassung des Straßenwassers nach Möglichkeit verzichtet“ und eine „flächige Versickerung über die Böschungsflächen“ angestrebt werden. Neubauer: „Bei Unfällen sickern Mineralöle und Leichtflüssigkeiten ungehindert über die Böschung ins Grundwasser.“ In einer Anlage zum Kabinettsbeschluß über diese Autobahn hatte das sächsische Umweltministerium gefordert, solche Verunreinigungen durch Zusatzbauten auszuschließen. Das war im April 1994. Detlef Krell
Einwendungen bis 24. Juni an Regierungspräsidium Dresden, Postfach 100653, 01067 Dresden, betr. Planfeststellung BAB A17 Dresden–Prag, PFA A4-B173
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