: Stoßzähne zu Eßstäbchen
■ Artenschutzkonferenz gibt den Elfenbeinhandel wieder begrenzt frei. Die EU-Staaten halfen nach. Störe, Wale und Nashörner hatten mehr Glück. Sie bleiben auch in Zukunft streng geschützt. Mahagoni darf weiter gefällt werden
Johannesburg (taz) – Der Handel mit afrikanischem Elfenbein ist unter bestimmten Bedingungen wieder erlaubt. Ein entsprechender Kompromiß fand gestern vor der 10. Internationalen Artenschutzkonferenz (Cites) in Harare (Simbabwe) die Mehrheit. Nach fast zehntägiger Kontroverse stimmten 76 von 118 Mitgliedsstaaten in geheimer Wahl dafür, den afrikanischen Elefanten herunterzustufen: von der „vom Aussterben bedrohten Tierart“ zur nur noch „gefährdeten“. Nur 26 Staaten waren dagegen. Nach der Verkündung des Ergebnisses sangen die Unterstützer Freudenhymnen, manche Tierschützer brachen in Tränen aus.
Daß nach dem heftigen Streit der letzten Tage doch noch eine Mehrheit für das Herunterstufen zustande kam, ist vermutlich den Ländern der Europäischen Union geschuldet, die sich offensichtlich der Stimme enthielten. Entsprechende Anträge hatten Namibia, Botswana und Simbabwe gestellt. Ihr erster Vorstoß war am Dienstag abend nur knapp an der erforderlichen Zweidrittelmehrheit gescheitert. Er wurde anschließend von einer Arbeitsgruppe modifiziert.
Die Lockerung des Schutzes bedeutet, daß der Elefant nur noch als gefährdete Tierart gilt und kontrollierter Handel mit Elfenbein erlaubt wird. Die drei Länder dürfen das „weiße Gold“ allerdings erst nach einem Moratorium von 18 Monaten und ausschließlich an Japan verkaufen. Dort werden aus den Stoßzähnen Siegelstempel oder Eßstäbchen. Sollte sich erweisen, daß die Wilderei wieder zunimmt oder geschmuggeltes Elfenbein auftaucht, wird der Beschluß aufgehoben.
Mit diesen Einschränkungen soll den Bedenken der Artenschützer Rechnung getragen werden. Sie befürchten, die Wilderei werde wieder ähnliche Ausmaße wie vor dem Elfenbeinbann von 1989 annehmen. Die Antragsteller hatten dagegen geltend gemacht, ihre Herden seien mit insgesamt rund 150.000 Tieren stabil und größer, als ökologisch zu verkraften. Den Erlös aus dem gelagerten Elfenbein – nach verschiedenen Angaben zwischen 60 und 105 Tonnen – wollen sie dem Natur- und Umweltschutz zugute kommen lassen.
„Es ist nun auch Aufgabe der Naturschutzorganisationen, dafür zu sorgen, daß die vereinbarten Kontrollmechanismen auch funktionieren“, sagte gestern Roland Melisch, vom WWF Deutschland entsandter Berater bei der Konferenz. Andere, wie die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AgA), sprachen von „einem der schwärzesten Tage für Afrika seit langem“. Sie fürchten nicht nur um das Leben der Elefanten, sondern auch um das Einkommen der Menschen aus dem Tourismus in den Safariländern.
Andere Tierarten genießen künftig einen besseren Schutz. Deutschland setzte durch, daß Störe auf der Liste der bedrohten Arten stehen. Damit ist auch Kaviarhandel nur noch kontrolliert erlaubt. Am Mittwoch hatte die Konferenz abgestimmt, daß eine der am meisten bedrohten Tierarten, das Nashorn, umfassend geschützt bleibt. 7.500 der weltweit 12.000 Rhinozerosse leben in Südafrika, das langfristig auch deren Hörner wieder verkaufen möchte. Ebenfalls geschützt bleiben mehrere Walarten, darunter auch der Grauwal. Die Anträge von Norwegen und Japan, den Handel mit Walfleisch zu lockern, fanden keine Mehrheit.
Beim Tropenholz setzten sich hingegen wieder einmal die Staaten Lateinamerikas und Asiens durch. Die Lieferanten und Abnehmer des Mahagonibaumes verhinderten, daß der Handel mit den bis zu 50 Meter hohen und vom Aussterben bedrohten Urwaldriesen verboten wird. Kordula Doerfler
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