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Fiddles, Harfen, Dudelsäcke

■ Im Zentrum der schottischen Hochland-Musik in Inverness können BesucherInnen die Instrumente selbst ausprobieren

Die Fußgängerbrücke an der Greig Street in Inverness hat auch schon bessere Tage gesehen. Sie ist 1882 gebaut worden und wippt auf und ab, wenn man hinübergeht. Aber es ist der kürzeste Weg von der Innenstadt über den Ness zum Balnain House am anderen Ufer.

Das Balnain House ist ein georgianischer Bau von 1726. Er ist mit den Geldern einer Stiftung restauriert und 1993 als Zentrum der Highland-Musik eröffnet worden. Das berühmteste Instrument des schottischen Hochlands ist der Dudelsack, der im Gegensatz zu den Pipes aus den Lowlands oder aus Irland über ein Mundrohr angeblasen werden und weitaus lauter ist – kein Wunder, daß sie ursprünglich als Militärinstrument dienten. Die anspruchsvollen Variationsformen der Stücke wurden in den Piper Clans von Generation zu Generation weitergegeben. Seit frühester Zeit gehört auch die Harfe und seit dem 18. Jahrhundert die Fiddle zur schottischen Volksmusik.

Wer diese Musik mag, muß ins Balnain House. Hier kann man die Instrumente selbst ausprobieren: Eine Fiddle, eine Harfe, ein Dudelsack, eine Gitarre und eine Bodhran, jene mit Ziegenfell bespannte Trommel, auf dem Virtuosen eine Tonleiter spielen können, liegen im ersten Stock bereit. Im Laden im Erdgeschoß gibt es alles, was das Highland-Herz begehrt, im Café finden regelmäßig Konzerte, Lesungen, Workshops und manchmal auch spontane Sessions statt.

Über die Geschichte der schottischen Musik informiert eine audiovisuelle Ausstellung. Sie ist in zwölf Stationen gegliedert. An jeder Station sind Erläuterungen angebracht, durch Knopfdruck kann man Musikbeispiele über Kopfhörer abrufen. Die Themenliste reicht von prähistorischen Liedern über Schlachtengesänge und Arbeitersongs bis hin zur Shetland- Musik und zu Tanzmelodien.

Einer der bekanntesten Komponisten von schottischen Tänzen wie Reels und Strathspeys war Neil Gow. Er lebte von 1727 bis 1807. Im Flur des Balnain House steht ein alter Stuhl, auf dem Gow früher gesessen und seine Fiddle gespielt hat. Eine seiner Kompositionen ist auf der elften Station zu hören: „Miss Stewart of Grantully“. Schlachtenlieder nehmen einen wichtigen Stellenwert in der schottischen Musik ein. „A Mhic Iain ic Sheumais“ auf der fünften Station handelt von der Schlacht von Nord-Uist, die 1601 zwischen den Mac Leods und den McDonalds ausgefochten wurde. Das Lied wird von der Magd sehr laut gesungen, weil sie die Schmerzensschreie von Mac Iain Mhic Sheumais übertönen will, dem seine Stiefmutter die Pfeile aus dem Körper zieht.

Am schönsten sind die Dudelsackstücke auf der sechsten Station – zum Beispiel „Sound of Waves“. Es wurde ursprünglich im Mittelalter vom Piper der Burg Duntroon in Argyll gespielt. Die Burg war von Feinden erobert worden, während der Burgherr abwesend war. Als er im Boot über das Meer nach Hause kam, spielte sein Piper ein Willkommenslied. Er baute jedoch falsche Töne ein, so daß der Burgherr gewarnt war und Verstärkung holte. Dem Piper hackten die Feinde beide Hände ab. Tatsächlich hat man bei Ausgrabungen in Duntroon ein Skelett ohne Hände gefunden. Ralf Sotscheck

Balnain House, 40 Huntly Street, Inverness IV 3 5 HR, Tel. (0044-1463) 715757, geöffnet im Sommer Sa und So von 10–18 Uhr, Mo–Fr 10-20 Uhr. Im Winter Di–Sa 10–17 Uhr. Eintritt 2 Pfund.

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