: Flucht und Rückkehr
Etwa 1,2 Millionen Ruander flohen im Sommer 1994 innerhalb weniger Wochen nach Zaire. Es war eine der größten Massenwanderungen der Gegenwart, aber sie war keine spontane Flucht, sondern eine organisierte Auswanderungsaktion. Verantwortlich war das nach dem Tod von Staatschef Juvenal Habyarimana im April 1994 gebildete Hutu-Militärregime von Ruanda, das sich die Ausrottung der Tutsi-Minderheit zum Ziel setzte. Es setzte sich mit kompletter Bewaffnung und möglichst vielen Hutu-Zivilisten nach Zaire ab, als in Ruanda die Tutsi-Guerillabewegung RPF (Ruandische Patriotische Front) die Oberhand erlangte. Im Osten Zaires entstanden riesige Flüchtlingslager, zumeist kontrolliert von der früheren ruandischen Armee, die größere Rückkehrbewegungen verhinderte.
1995 verbündeten sich Hutu-Milizionäre mit zairischen Hutu-Gruppen, die dabei waren, andere Ethnien aus der Region zu vertreiben. Bis April 1996 starben bei den Auseinandersetzungen in Ostzaire nach zairischen Schätzungen bis zu 70.000 Menschen, Hunderttausende flohen – darunter Zehntausende zairische Tutsi nach Ruanda. Aus dieser Situation heraus entstand im Herbst 1996 die Rebellenallianz AFDL unter Laurent Kabila, geführt unter anderem von zairischen Tutsi.
Im November 1996 eroberte die AFDL die Flüchtlingslager, in denen damals etwa 1,1 Millionen Menschen lebten. 600.000 bis 700.000 nutzten die Gelegenheit, nach Ruanda zurückzukehren. Die anderen zogen zusammen mit den bewaffneten Milizen tiefer nach Zaire hinein. Im Laufe der Monate wurden immer mehr dieser Flüchtlinge von der UNO nach Ruanda zurückgebracht. Andere – vor allem Milizionäre – zogen in Nachbarländer Zaires weiter. Etwa 100.000 strandeten in der Region um Kisangani, wo sich im April 1997 schwere Kämpfe und zugleich eine katastrophale Versorgungslage entwickelten. Die letzten Insassen der Lager um Kisangani werden in diesen Wochen nach Ruanda zurückgebracht. D.J.
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