■ Vorlauf
: Gefönte Taranteln

„Filmstars auf 8 Beinen“, 17 Uhr, WDR

Was aussieht wie der Versuch eines Mannes, am Tisch eines italienischen Speiselokals eine Spinne zu fönen, ist in Wirklichkeit Hollywoods Insektenspezialist Steve Kutcher, der daheim seine haarigen Mitbewohner mittels einer Heißluftpistole trainiert – obwohl man sie gar nicht trainieren könne, wie Steve erklärt, bloß „beeinflussen“. Wie unzählige Alpenbewohner drängt es die Spinnen aus dem lauen Luftstrom heraus, weshalb sie als manipulierbar und somit kameratauglich gelten. Auch am Set werden Spinnen dergestalt zu den erforderlichen mimischen Anstrengungen animiert.

Der Film wirbt in erster Linie für den damaligen Spielberg-Familienhorrorfilm „Arachnophobia“, beleuchtet aber nebenbei auch noch den sympathischen Spinnenspezialisten in seinem T-Shirt mit Vogelspinnenaufdruck und aktiviert dank allerhand Nahaufnahmen von Krabbelndem und Chitinglänzendem beim Zuschauer die zu erwartenden Abscheu-Automatismen. Was Spinnen ja so eklig mache, gähnt Meister Spielberg, ist, daß sie einem unter die Kleidung kriechen können. Sein Drehteam trägt es mit Fassung, siebenundzwanzig Takes und sechs Stunden lang eine Spinne über dasselbe Sofakissen zu fönen.

Zwischen den „Arachnophobia“-Werbeblocks wartet der Bericht mit Impressionen aus Steve Kutchers insektophiler, heimischer Umgebung auf. Einmal hockt er hinter seiner rotweiß-karierten Tischdecke und präsentiert zärtlich einen üppigen Tarantelleib wie ein leckeres Soufflé. Dann zeigt er die vielen weißen Joghurtbecher im Schuhschrank, worin die Spinnen hausen, holt eigens ein Weckglas mit der Aufschrift, „4.000 flies“ vom Bücherregal, demonstriert modernes Schmetterlingscocooning in Tupperdosen im Kühlregal und läßt schließlich eine Schüssel voller Mehlwürmer zwischen seinen Fingern zerrinnen. Zu seiner Leidenschaft inspirierte den Insektenexperten der Film „Them“ (dt. „Formicula“) von 1954, in dem eine Ameise, dick wie ein Baumstamm, von rechtschaffener Polizeibeamtenhand beschossen wird. Dann doch lieber Fön.Monie Schmalz