Bahnverkehr verursacht Stau

■ Kritik an Planungen der Bahn zum Verkehrskonzept beim Umbau des Bahnhofs Papestraße: Anwohner fürchten Verkehrschaos durch "Autofahrer-Bahnhof"

Die Planungen der Deutschen Bahn AG zum Umbau des Bahnhofs Papestraße zum Fernbahnhof sind bei Anwohnern und Bezirkspolitikern in die Kritik geraten. Zu einem heftigen Streit kam es am Dienstag abend am Runden Tisch im Rathaus Schöneberg zwischen Vertretern von Bürgerinitiativen und Planern, als Hans-Joachim Fischer vom Planungsbüro Durth Roos Consulting das Verkehrskonzept für die Papestraße erläuterte. Die Kritiker warfen der Bahn vor, keine genauen Zahlen über die Verkehrsbelastung der Anwohner auf den Tisch zu legen.

Nach Angaben Fischers sollen täglich rund 200.000 Fahrgäste den Bahnhof Papestraße passieren. Von diesen seien 90.000 reine Umsteiger von S-Bahn zu S-Bahn. Von den Ein- und Aussteigern am Bahnhof Papestraße nähmen, so Fischer, rund 12.000 täglich die vier geplanten öffentlichen Buslinien. 14.000 bewältigten die Wege mit Taxen sowie 21.000 mit Autos. Die Autofahrer sollen dabei zu 90 Prozent über den Sachsendamm oder die Stadtautobahn fahren. Dafür soll eigens die General-Pape- Straße bis zum Sachsendamm verlängert und die Naumannstraße so umgelegt werden, daß sie direkt zur Stadtautobahn führt und die dortigen Laubenkolonien zerstört. Für die Autofahrer sind zwei Parkhäuser für 2.400 Pkws direkt über dem Bahnhof geplant.

Ulrich Langner, Projektleiter der Bahn AG, hofft, mit den Planungen werde der Bahnhof Papestraße zum „Autofahrer-Bahnhof“, der viele Kunden vom Flugzeug auf die Bahn locke. Er warnte davor, dieses Konzept fallenzulassen, da Berlin nur die Alternative habe: „Entweder wird es eine echte Metropole oder ein Dorf.“

Der bündnisgrüne Bezirksverordnete Ralf Kühne sprach dagegen von „einer Verarschung“, weil der Runde Tisch seit einem Vierteljahr auf konkrete Zahlen der erwarteten Fahrgäste gewartet habe. Diese lägen aber nach wie vor ebensowenig schriftlich vor wie deren Berechnungsgrundlagen. Und Norbert Rheinländer von der BI Westtangente hält die Prognosen für völlig veraltet, da sie noch von inzwischen überholten optimistischen Einschätzungen ausgingen, die mit einer Verdoppelung der Bevölkerungszahlen rechneten.

Auch die Parkhausplanungen kritisierte Rheinländer heftig. Parkhäuser stünden oft zur Hälfte leer. Für Kühne ist klar, daß in der Papestraße „praktisch ein zweites Parkhaus für debis am Potsdamer Platz entsteht“. Das werde zwangsläufig zu mehr Autoverkehr führen. Und wie der über Sachsendamm und Stadtautobahn geleitet werden soll, ist ihm schleierhaft: „Diese sind doch jetzt schon zu Stoßzeiten völlig zu.“ Gudula Hörr