Frank Bobo trägt cremefarben

■ Zweitligist FC St. Pauli stellt seinen neuen „Partner“vor – es ist ein US-Whiskey-Produzent, der pro Jahr 750.000 Mark zahlt

Wahrscheinlich hatten die Verantwortlichen des FC St. Pauli noch die Anstoßzeit aus der ersten Bundesliga im Kopf. Pünktlich um 15.30 Uhr ging es gestern los. Doch da sich der FC nicht für ein weiteres Jahr im Oberhaus qualifizieren konnte, waren es 45 Minuten Verspätung, eine ganze Halbzeit also. Der Aufbruch-Stimmung in „Angie's Nighclub“in Schmidt's Tivoli tat das keinen Abbbruch.

Marketing-Leiter Götz Weisener freute sich, den neuen „Partner“, vulgo: Hauptsponsor Jack Daniel's und die übrigen drei der „Top-Sponsoren-Gilde“des Zweitligisten – Puma, Holsten und Böklunder – vorstellen zu dürfen. Auch Schatzmeister Horst Niewicki war prächtig aufgelegt. Seriös-präzise wie eh und je versprach der Kassierer, mit den Geldern der Sponsoren „sorgsam umzugehen“und sie „sinnvoll“einzusetzen: „Spekulative Transaktionen in diesem Verein wird es nicht geben.“

Ganz so kategorisch hätte der Herr über Heller und Pfennig gar nicht werden müssen. Zum Verprassen fehlt dem FC ganz einfach das Geld. Eine Dreiviertel Million Mark jährlich zahlt der Whiskey-Produzent aus Lynchburg/Tennessee, der Heimat von Frank Bobo, den es wirklich geben soll, und anderen gemütlichen Destillateuren. In der Bundesliga würde das Salär für den FC verdoppelt. Der Vertrag läuft vorerst für ein Jahr, beinhaltet aber „verschiedene Optionen“, wie Weisener junior betonte. Vorgänger Böklunder hatte per anno 1,25 Millionen Mark an den FC überwiesen.

Geht es nach den JD-Managern soll es „eine langfristige Partnerschaft“werden. Für St. Pauli habe man sich entschieden, weil der Verein für Werte wie „Tradition, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit“stehe – genauso wie Jack Daniel's, gleichfalls eine „Kult-Marke“. Akzeptanz-Probleme wegen Werbung für harten Stoff? No way. „Alkohol gehört zum normalen Tagesablauf dazu“, gab JD Entwarnung.

Bei soviel emotionaler Verbundenheit wollte der neue Ausrüster nicht hintanstehen und bemühte die „Rebellen vom Kiez“und ihren „Kampf“. Und damit die urban fighters auch adäquat gewandet sind, gibt es die neuen Trikots in zwei bis drei Wochen zu kaufen. Für 99,90 Mark – wahlweise in heimcremefarben oder auswärts-schwarz-goldgelb. Darauf einen Dujardin.cleg