■ Soundcheck: Heute abend: Looney Tunes
Heute abend: Looney Tunes. Drei Persönlichkeiten produzieren unter dem Namen Looney Tunes Surf-Musik. Das heißt: Sie bescheren uns ein Gefühl fröhlicher Rumflipperei, so, als stünden sie an einem Baggersee, wo wir uns große Wellen bloß vorstellen und im Kies am Ufer herumspringen, weil uns ein wilder Voodoo-Billy-Geist tanzen macht und ausrufen läßt: „Heiliger Krieg! Heiliger Krieg!“In einer unpassenden bis spackigen Umgebung wie einem Baggersee einen Aufreißer-Beat zu spielen und Leute dazu zu bringen, statt des inneren Schweinehundes einen sympathischen Anfall und oben genannte Sprüche abzulassen, das gehört zu den Jobs, die die Looney Tunes übernehmen.
Die wilde, elegante, von Rock'n'Roll und Country beeinflußte Surf-Musik führen die drei Gentlemen von den Looney Tunes mit Baß, Schlagzeug und Gitarre auf. Mehr braucht es nicht, und mehr hat es nie gebraucht. Für den Gitarristen Sebastian sind Synthesizer Teufelswerk, Keyboards dürften für ihn kaum mehr als „Tand (...) das Gebilde von Menschenhand“(Fontane) bedeuten. Der Bassist Torsten ist ein Mod und, wie es sich gehört, einer der umtriebigsten dazu. Der Schlagzeuger Kara hat für das erste Video der Looney Tunes die Regie übernommen, den Mitgliedern der Band je einen Fez auf den Kopf gesetzt und die Musik des Trios in Bilder umgesetzt, die die Gruppe in etwa auf der „Reise durch das Land der Skipetaren“zeigen.
Und auf eine Reise geht es mit den Looney Tunes allemal. Denn Surf-Musik, wie sie die Mitglieder mögen und machen, will ihre Zuhörer nicht edeln wie Pop-Musik und auch nicht zum Sprengen längst durchgerosteter Ketten auffordern wie Rock. Die Musik der Looney Tunes fordert dazu auf, eine Reise ins Land der Zustände zu unternehmen. Fröhliche Psychotik ist am Start.
Rudolf Peter
heute, 21 Uhr, Rote Flora
ora
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen