CDU hat Schuldigkeit getan

■ Die nach dem SS-Oberführer Karl Hoefer benannte Straße in Reinickendorf wird umbenannt. So weit, so gut. Für die CDU ist das Thema Umbenennung erledigt

Die Reinickendorfer SPD spricht von Skandal. Die CDU von blankem Unsinn aus sozialdemokratischem Munde. „Die CDU ist gegen die Aufarbeitung der Geschichte“, sagt SPDler Marco Käber. CDU-Frau Katrin Pinkawa verweist auf den jüngsten Beschluß des Kulturausschusses: Die Hoeferstraße wird umbenannt in Otto-Heinrich-von-der-Gablentz- Straße. „Ein Nazi-Befürworter wird durch einen Nazi-Gegner ersetzt“, so Pinkawa. Und sieht die Schuldigkeit der CDU als getan.

55 Jahre wurde der General und SS-Oberführer Karl Hoefer auf Straßenschildern geehrt. Erst als sich herausstellte, daß Hoefer 1936 für seine Verdienste im Ersten Weltkrieg und bei der Eroberung Oberschlesiens als SS-Oberführer in die SS aufgenommen wurde, hatte sich das Bezirksamt mit der Vergangenheit des „einarmigen Generals“ auseinandergesetzt. Monatelang stritten die Parteien über einen neuen Namen. Die SPD plädierte für die jüdische Ärztin Berta Jacoby, die im KZ Ravensbrück hingerichtet wurde. Die CDU redete sich heraus: Das Schicksal von Jacoby sei nicht ganz aufgeklärt. Nun beschloß der Kulturausschuß mit CDU-Mehrheit: Die Hoeferstraße wird nach Otto Heinrich von der Gablentz benannt, einem Widerstandskämpfer und CDU-Gründungsmitglied. Für die CDU ist das Thema damit erledigt. Eine Umbenennung der Walderseestraße, benannt nach Graf Alfred von Waldersee, einem Judenhasser und Frauenfeind, kommt für sie nicht in Frage. Pinkawa: „Das ist eine bedauerliche Tatsache, aber Judenhaß ist in Europa weitverbreitet.“ Man müsse den Grafen aus seiner Zeit heraus sehen.

24 Straßen im Bezirk haben zwischen 1933 und 1945 ihren Namen erhalten. Die SPD stellte den Antrag, die Namen auf „Wegbereiter des Nationalsozialismus“ zu ersuchen. Der CDU lehnte intensive Nachforschungen ab. Der Grund: Eine Vorprüfung hat ergeben, daß dazu keine Notwendigkeit bestehe. Jens Rübsam