: SPD will führen
■ Streit um Hennemanns Auftritt einziger Aufreger bei harmonischem Parteitag
Die SPD will bei der Bürgerschaftswahl 1999 wieder „tragende Kraft“in Bremen werden. Dieses Ziel gab der SPD-Vorsitzende Detlev Albers in seiner Grundsatzrede beim Landesparteitag am Wochenende im Bürgerhaus Vegesack aus. Zuvor hatte der SPD-Bundesvorsitzende Oskar Lafontaine vor den Delegierten auch eine Wende in der Bundespolitik gefordert. Die Bundesregierung müsse „aus dem Amt gejagt werden“, sagte der saarländische Ministerpräsident.
„Wir wollen den Regierungswechsel nicht um seiner selbst willen, sondern weil wir eine andere Politik wollen“, betonte Oskar Lafontaine. Er kündigte an, die SPD wolle das Land auch geistig erneuern. Mit Blick auf die Tarifpolitik betonte er, ständige Nullrunden seien „kein Bündnis für, sondern gegen Arbeit“.
Bürgermeister Henning Scherf erklärte, es gelte nun, die positive Entwicklung für Europas Sozialdemokratie auch in der Hansestadt zu nutzen und parteiinterne Streitigkeiten zu vermeiden. Landeschef Detlev Albers sagte, dennoch habe sich seine Partei „nicht aus dem Sattel heben lassen“. Ausdrücklich würdigte er Bürgermeister Henning Scherf als „bürgernahen, aufmerksamen Sozialdemokraten in Regierungsverantwortung“, der als unbestrittener Spitzenkandidat in den nächsten Bürgerschaftswahlkampf gehen solle.
Heftige Reaktionen löste Albers mit der Kritik am ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der zusammengebrochenen Bremer Vulkan Verbund AG, Friedrich Hennemann, aus. Er warf Hennemann, der als Delegierter am SPD-Parteitag teilnahm, „gravierende Managementfehler“vor. Hennemann bezichtigte daraufhin den Vulkan-Untersuchungsausschuß der „Vorverurteilung“. Diesen Angriff auf den Ausschuß wies dessen stellvertretender Vorsitzender Jens Börnsen scharf zurück. Er forderte Hennmann auf, sein Delegiertenmandat abzugeben. Börnsen war verärgert, weil Hennemann vor dem Ausschuß geschwiegen hatte, aber den parteitag als Forum für seine eigene Rechtfertigung nutzte.
Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Koalitionspartner CDU führte der Parteitag trotz früherer Konflikte nicht. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christian Weber hatte bereits am Freitag erklärt, eine Alternative zum derzeitigen Bündnis gebe es nicht.
dpa/taz
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